Ein schräger Vogel
Schuhe ausziehen und keinen Dreck machen. Es wurde gerade geputzt“, sagt Thomas Pitterl in einem leicht ruppigen Ton, der einem zu verstehen gibt: Wenn es um den Ufogel geht, dann versteht er keinen Spaß. Irgendwie kann man das auch nachvollziehen, denn was da – fast möchte man sagen – auf seinem Grundstück gelandet ist, das ist schon etwas ganz Spezielles. Ein Minihaus der extraterrestrischen Art, ein Wohnobjekt wie aus einer anderen Welt, das hier, in Nußdorf-debant bei Lienz, notgelandet ist und mittlerweile mit seinen Stahlfüßen Wurzeln geschlagen hat. Nicht umsonst auch der Name – ein Wortspiel aus Ufo und Vogel. „Einige vergleichen es mit einem gelandeten Flugobjekt, andere sehen darin einen Vogel mit großem Schnabel und Augen“, sagt Peter Jungmann, der die Architektur für das Haus entwickelte, während Sohn Lukas für das Design der Innenräume zuständig war. Dass der Ufogel auf Pitterls Grundstück steht, ist mehr dem Zufall zu verdanken. Denn eigentlich war er als „Biwak“für Bergwanderer konzipiert worden, eine Art Schutzhütte, die aber – was den Komfort angeht – alle Stückerln spielen sollte. Diese Grundidee hat sich allerdings zerschlagen und so stand der Ufogel zum Verkauf. Pitterl hat zugeschlagen und rund 180.000 Euro für diese
Links: Die Küchenzeile mit Geschirrspüler und Ofen ist zwar klein, aber nicht beengt
Hausskulptur auf den Tisch gelegt. Er selbst wohnt nebenan in einem ehemaligen Stadl, den er nach und nach zum Wohnhaus umbaut. „Von der Architektur her liegen zwischen den beiden Objekten 300 Jahre“, sagt er. Obwohl: Die Architekten haben sich beim Bau des Minihauses durchaus an Altbewährtem orientiert. Nicht nur die Schindeln sind aus Lärchenholz gefertigt, auch im Innenraum sind alle sichtbaren Holzflächen aus Lärche. „Bis auf die Betten, die sind
aus Zirbenholz“, sagt Pitterl, der von Beruf Kachelofenbauer ist. Das Badezimmer wurde mit dem regional vorkommenden Lausterstein gestaltet.
Auch wenn man es sich kaum vorstellen kann: Sobald man den „Vogel“betritt, entpuppt er sich als wahres Raumwunder, was einfach mit der ungewöhnlichen Architektur zu tun hat. Im Erdgeschoß befinden sich die Küche mit Anrichte, ein gusseiserner Ofen sowie die sanitären Räumlichkeiten, im
Halbstock eine Liegefläche direkt vor den großen Panoramafenstern, die nicht nur viel Licht in den Innenraum lassen, sondern auch einen schönen Ausblick auf die Lienzer Dolomiten bieten, und im ersten Stock ist das Schlafzimmer angelegt. Die gebogenen und geschwungenen Lärchenbretter verleihen dem Ganzen viel Leichtigkeit, keinen Moment hat man das Gefühl von Beengtheit, wie es vielleicht bei anderen Minihäusern der Fall ist. „Wir haben versucht, jeden Quadratmeter perfekt zu nutzen“, sagt Lukas Jungmann. Pitterl hat den ursprünglichen Ufogel noch ein wenig nachgerüstet, für Wohnraumbelüftung und entsprechende Beschattung gesorgt, um die Berechtigung zu bekommen, ihn auch als Ferienwohnung vermieten zu dürfen. „In meinem Stadl bin ich zwar andere räumliche Dimensionen gewöhnt, aber ehrlich gesagt, für zwei Leute ist der Ufogel ein perfektes Wohnhaus.“