Zur Person
Rudolf Anschober wurde 1960 in Wels geboren. Der Grüne war von 2003 bis 2020 Mitglied der oberösterreichischen Landesregierung, von 2003 bis 2015 als Teil einer schwarz-grünen Koalition. Zunächst war er Umwelt- und Energielandesrat, als Integrationslandesrat setzte er sich für Asylwerber in Lehre ein.
2070 werden 42 Prozent der Bevölkerung älter als 65 sein. Das ist eine gigantische Herausforderung. Jeder will gesund älter werden. Die Prävention ist für mich der Schlüssel. Ich bin selbst durch ein Tal gewandert, vor sieben Jahren. Ich weiß, wie sich das anfühlt, und ich weiß, dass man daraus auch etwas lernen kann. Was ich selbst gelernt habe, war, dass ich eine Balance in meinem Leben brauche. Dazu gehören bei mir meine täglichen Laufeinheiten, die zehn Minuten in der Früh für Qigong, das Einkaufen am Markt samt Kochen einmal pro Woche.
Brauchen andere ein Anreizsystem, etwa eine Zuckersteuer?
Das Bewusstsein beginnt im Kopf und nicht in der Geldbörse. Vom immer erhobenen Zeigefinger halte ich wenig.
Auf Ihrem Schreibtisch liegt das heiße Eisen der Hacklerregelung.
Wir erwarten Zusatzkosten von 600 Millionen Euro. Für heuer ist das nicht mehr korrigierbar, aber die Alterssicherungskommission soll sich unabhängig und objektiv den Nutzen, die Verteilung, die Wirkung auf die Geschlechter anschauen.
Stichwort Pensionssplitting: Sind Sie für eine freiwillige oder für eine verpflichtende Variante?
Wir haben uns noch auf keine Position einigen können. Ein Kardinalthema ist die Kinderarmut, ein anderes die Armut der Frauen im Alter. Beides müssen wir drastisch reduzieren.
Warum ist zur Sozialhilfe neu kein Satz im Regierungsübereinkommen zu finden?
Das Verfassungsgerichtshofurteil kam zu spät. Ich habe eine Rechtsbewertung in Auftrag gegeben. Wir schauen jetzt, ob es eine Minimallösung auf Bundesebene geben soll oder, wie früher, eine Regelung auf Länderebene. Anfang Februar wird es ein informelles Sozialreferentinnentreffen geben, wo wir darüber diskutieren, wie wir damit umgehen und wie wir der Kinderarmut begegnen.
Wie stehen Sie zur Bindung der Sozialhilfe an eine Integrationsvereinbarung?
Einsicht ist meiner Erfahrung nach besser als Zwang, aber wir werden noch viel diskutieren. Der neue Stil: Es wird nicht mehr blockiert, und nicht drübergefahren, sondern wir werden uns zu guten Lösungen finden.