Wenn Vertrauen verloren geht
Die Zahl der Kirchenaustritte nahm 2019 in Österreich wieder zu. Als Gründe gelten vor allem das Thema Missbrauch, die Causa Schwarz oder auch die mangelnden Reformen.
war ein schwieriges Jahr für die österreichische Kirche. Das belegen auch die jetzt veröffentlichten Austrittszahlen für die abgelaufenen zwölf Monate. Demnach gehörten mit Stichtag 31. Dezember 4,98 Millionen Menschen der katholischen Kirche an. Im Jahr davor waren es noch 5,05 der 8,82 Millionen Einwohner. Das bedeutet einen Rückgang von 1,35 Prozent. Es ist der höchste Wert seit 2010, jenem Jahr, in dem zahlreiche
Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche publik wurden.
Apropos Missbrauch: Dieses schmerzliche Thema war auch im Vorjahr für viele Katholikinnen und Katholiken Grund dafür, der Kirche den Rücken zuzuwenden. Rund um den Kinderschutzgipfel im Februar im Vatikan war das Thema medial wieder sehr präsent geworden.
Vertrauensverlust war in der Causa Bischof Alois Schwarz für viele Gläubige die Konsequenz. In Kärnten gab es mit 5815 Austritten einen neuen Negativ-rekordwert, der sich deutlich vom Österreichschnitt abhebt. In der Diözese Gurkklagenfurt
betrug das Austrittsplus gegenüber 2018 enorme 64,9 Prozent. Sowohl rund um die apostolische Visitation zu Jahresbeginn als auch die Abberufung von Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger durch Rom kam es zu besonders vielen Austritten. Mit der Ernennung von Josef Marketz zum neuen Kärntner Bischof im Dezember pendelten sich die Zahlen wieder auf den Normalwert ein.
Die Motiv-erhebung der Diözese Graz-seckau zeigt, dass die mediale Berichterstattung über die Causa Schwarz auch viele Steirer (in Summe 11.617) zum Kirchenaustritt bewog.