„Die EU darf sich von der Türkei nicht erpressen lassen“
Außenminister Alexander Schallenberg über
Ankaras Abdriften von Europa, die Kriegsgefahr am Persischen Golf und den Abschied der Briten von der EU.
wirkliche Konsequenz, die wir alle daraus ziehen müssen, ist, den Mut zu finden, aus der Gewaltspirale auszubrechen.
Sie sagen, Sie stünden ohne Wenn und Aber hinter dem Wiener Atomabkommen. Ist der Deal in Wahrheit nicht längst tot?
Das sehe ich nicht so. Ja, es stimmt, dass sich der Iran und die USA schrittweise vom Atomdeal zurückgezogen haben. Aber ihn zu Grabe zu tragen, wäre falsch. Es ist ähnlich wie beim Pariser Klimaabkommen. Auch wenn nicht alle daran teilnehmen, ist es trotzdem richtig und wird aufrechterhalten. Hätte es den Wiener Atomdeal nicht gegeben, würde der
Iran vielleicht schon heute über eine Atombombe verfügen.
Während der Iran den Atomdeal unterzeichnete, hat er Raketen entwickelt, die Europa erreichen können. Waren die Europäer naiv?
Der Deal war nicht perfekt. Wir alle wissen, dass die Iranpolitik der USA darauf beruht, einen besseren zu verhandeln. Aber ich hielte es für verfehlt, den bestehenden Pakt wegzuwerfen, ehe ein neuer am Tisch liegt.
Werden Sie
Österreichs in der
Alexander Schallenberg, Jahrgang 1969, wuchs als Botschaftersohn in Indien, Spanien und Paris auf. Jusstudium in Wien, Paris und am Collège d’europe in Brügge. 1997 Eintritt ins Außenministerium, wo er als Pressesprecher mehrerer Außenminister diente. Seit Juni 2019 Außenminister.
EU kontroverse Politik der Annäherung an Russland fortführen?
Österreich hat mit Moskau stets eine Politik des Dialogs gepflegt. Wir sind der Meinung, dass es nachhaltigen Frieden und Sicherheit in Europa nur mit, nicht gegen Russland geben kann. Das Land ist für uns auch wirtschaftlich ein wichtiger Partner. Dessen ungeachtet haben wir eine klare Linie zu den Sanktionen. Hier bleibt der europäische Einklang aufrecht.