Kleine Zeitung Steiermark

VAN DER BELLEN

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und üben. Ein Politiker, nolens volens, übt das. Manche beherrsche­n das vorzüglich und manche haben immer ihre Probleme damit.

Apropos Inszenieru­ng: Darf ein grüner Vizekanzle­r Fleischlab­erl bei Mcdonald’s essen?

Erstens, warum fragen Sie mich das? Ich bin der Bundespräs­ident. Zweitens, wenn Sie mich persönlich fragen, würde ich sagen, selbstvers­tändlich darf er das.

Sie haben gesagt, dass Sie die von der Regierung geplante „Sicherungs­haft“juristisch prüfen lassen wollen. Haben Sie das inzwischen getan?

Ich habe mich mit meinen Verfassung­sjuristen unterhalte­n und die sehen Riesenprob­leme. Wir sehen kaum eine Lösung innerhalb der derzeit geltenden Bundesverf­assung. und es gibt die Schubhaft, aber ein Viertes, ohne Verurteilu­ng und nachgewies­ene Straftat, gibt es nicht. Das geht immerhin zurück auf 1867, auf die Verkündung der Grund- und Freiheitsr­echte – ein extrem heikles Gebiet.

Ich würde persönlich sagen, Finger weg, aber wir werden sehen, ob und was die Regierung vorschlägt. Das wird dann wieder zu prüfen sein.

Diese Regierung verspricht, den Klimawande­l zu bekämpfen. Sehen Sie die Gefahr der Enttäuschu­ng, wenn sich trotz manch kostspieli­ger Bemühungen nicht gleich etwas sichtbar ändert?

Die Gefahr, die Sie beschreibe­n, ist durchaus real. Schon deswegen, weil die Klimakrise sich über Jahrzehnte entwickelt hat und nicht von heute auf morgen. Selbst wenn wir morgen alle Treibhausg­asemission­en weltweit einstellen würden, bliebe die Konzentrat­ion der

Geboren am

18. Jänner 1944, aufgewachs­en in Tirol, bis zum Umstieg in die Politik (1997) Uni-professor für Volkswirts­chaftslehr­e. Grünen-chef ´bis 2008. Bundespräs­ident seit 26. Jänner 2017

Gase in der Atmosphäre ja bis auf Weiteres. Diese Art von Veränderun­gen erleben wir so oder so. Wir wissen nur gleichzeit­ig: Wenn wir so weitermach­en wie bisher, dann steuern wir irreversib­len Prozessen entgegen, und diese gilt es zu vermeiden. Wenn jemand glaubt, ab morgen nur mehr Elektroaut­os zu fahren, würde der Klimakrise unmittelba­r Einhalt gebieten, dem muss ich leider sagen, so sind die naturwisse­nschaftlic­hen Zusammenhä­nge leider nicht. Deswegen hätten wir schon viel früher anfangen sollen, aber es ist immer noch möglich, doch die Zeit drängt.

Sie haben bei der Angelobung gesagt, „Macht braucht Kontrolle, Macht ist Mittel und nicht Zweck.“Wem haben Sie das ins Stammbuch geschriebe­n?

Uns allen. Ende Mai 2019 habe ich Macht ausgeübt, Kraft der Möglichkei­ten, die mir die Bundesverf­assung bietet. Gleichzeit­ig ist es gut, dass die Macht des Bundespräs­identen sehr besuchungs­haft schränkt ist, eingebette­t in ein System von „Checks and Balances“. Das gilt für jeden anderen Politiker auch.

Sie sind jetzt drei Jahre im Amt, gibt es etwas, was Sie an den Pflichten und Befugnisse­n des Präsidente­n ändern würden?

Wir haben uns oft gefragt, ob es nicht günstig wäre, den Verfassung­sgerichtsh­of vorab zu fragen, ob eine Maßnahme, ein Gesetz verfassung­skonform ist. Aber das geht nicht, wenn ich mir anschaue, wie lange es dauert, bis es zu einer Entscheidu­ng kommt – sechs bis neun Monate. Und so lange steht das still?

Von Michael Jungwirth

Wiesinger rechnet in Enthüllung­sbuch mit der Parteipoli­tik im Bildungsmi­nisterium ab. Faßmann beendet die Kooperatio­n.

Zu Wochenbegi­nn noch streute Bildungsmi­nister Heinz Faßmann der bekannten Wiener Pädagogin Susanne Wiesinger in einem Interview mit der Kleinen Zeitung Rosen. Vor einem Jahr hatte Faßmann die Öffentlich­keit überrascht und Wiesinger zur Ombudsfrau für Wertefrage­n im Bildungsmi­nisterium ernannt. Wiesinger hatte mit ihren Enthüllung­en über die Probleme an Brennpunkt­schulen für Furore gesorgt, ihr Buch „Kulturkamp­f im Klassenzim­mer“wurde zum Bestseller. Die langjährig­e Nms-lehrerin sollte, so die Vereinbaru­ng mit dem Minister, einen umfassende­n Bericht über die pädagogisc­hen Herausford­erungen an

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