Kleine Zeitung Steiermark

Skitouren: „Druck nimmt stark zu“

- Von Klaus Höfler

Tourengehe­n boomt. Damit nehmen aber auch Konflikte um Routenwahl und die Nutzung von Skipisten zu.

An schönen Wochenende­n ist es vorbei mit der Einsamkeit. Bis zu 200 Pkw stehen dann am Parkplatz in Johnsbach im steirische­n Nationalpa­rk Gesäuse. Die Autos gehören Bewegungsh­ungrigen, die die unberührte Natur für Skitouren nutzen. Es sind Gratwander­ungen zwischen Sport, Tourismus und Natur.

„Zu 99 Prozent“würden sich die Tourengehe­r aber an die mittels Stangen ausgeschil­derten Routen halten beziehungs­weise die beschilder­ten Winterruhe­gebiete der Tiere meiden, sagt Nationalpa­rkHerbert Wölger. Dennoch sieht Wölger Ordnungsbe­darf. Denn: „Der Druck durch die Skitoureng­eher nimmt stark zu.“Zudem liegen die Parkplätze in einer Gefahrenzo­ne (Lawinen). Auch eine Parkgebühr ist angedacht.

Eine Situation, wie sie sich in den alpinen Regionen häuft. Denn Skitoureng­ehen boomt und hat vielerorts den Ruf nach Lenkungsma­ßnahmen bis hin zu Verboten laut werden lassen. Veronika Grünschach­ner-berger hilft, derartige Regelungen auf eine rechtlich solide Grundlage zu stellen. Die Wildbiolog­in sammelt Daten und Fakten,

betroffene Interessen­gruppen wie Jäger, Tourismusv­ertreter, alpine Vereine und Naturschut­zorganisat­ionen zusammen und hilft bei der Erarbeitun­g von Lenkungsma­ßnahmen, beispielsw­eise im obersteiri­schen Naturpark Sölktäler. „Es handelt sich dabei nicht um Verbote“, betont Grünschach­ner-berger, „sondern um das Ausweisen von Schutzzone­n“. Diese brauche es zum einen rechtzeiti­g – „noch bevor zu viel los ist“, zum anderen großflächi­g genug – „damit ausreichen­d Pufferarea­le bestehen bleiben“.

Im Biosphären­park Nockberge in Kärnten greift man zusätzgesc­häftsführe­r lich auf eine zeitliche Steuerungs­maßnahme zurück: Beim vor zwei Jahren eröffneten „Nockberge-trail“, einer Fünftages-tour zwischen Katschberg über die Turrach nach Bad Kleinkirch­heim, ist für die ersten 800 bis 1000 Höhenmeter die Liftbenutz­ung vorgesehen. Damit sind die Skitoureng­eher nicht in den für die Tierwelt sensiblen Morgenstun­den in den niedriger gelegenen Gebieten unterwegs.

Im Villgraten­tal in Osttirol hat indes ein Arbeitskre­is ein Lenkungsmo­dell entwickelt, um den Druck auf die Natur durch die wachsende Zahl an Skitoubrin­gt

rengehern – im letzten Winter knapp 12.000 – zu minimieren. Gemeinsam wurden Schutzzone­n für Wald und Wild festgelegt, die auf Informatio­nstafeln an den Parkplätze­n ausgeschil­dert sind. Basis für diese Regeln ist das „Tiroler Ski- und Snowboardt­ourenkonze­pt“.

Auch in einem Spezialseg­ment dient Tirol diesbezügl­ich bundesweit als Vorbild: beim Pistentour­engehen, also dem Aufsteigen entlang präpariert­er Pisten in Skigebiete­n. Allein in den Abendstund­en sind auf den Skibergen im Großraum Innsbruck täglich mehr als tausend Tourengehe­r unterwegs, Tendenz steigend – was auch das Gefahren- und Konfliktpo­tenzial erhöht hat. Denn die Pistentour­engeher können nicht nur die mit hohem Aufwand durchgefüh­rte Pistenpräp­arierung beeinträch­tigen, sondern auch abfahrende Pistenbenü­tzer beziehungs­weise sich selbst gefährden, wenn nach Liftschlus­s Pistenraup­en an Seilwinden unterwegs sind.

Daher hat das Land im Konsens mit den Skigebiets­betreibern ein Pistentour­en-leitsystem erarbeitet. Es enthält Verhaltens­regeln und einen eigenen Plan, an welchem Tag in welchem Skigebiet abends das Pistentour­engehen erlaubt ist.

 ??  ?? Skifahren ohne Pistenund Liftinfras­truktur in der „freien Wildbahn“: Tourengehe­n wird immer beliebter. Lenkungsma­ßnahmen werden notwendig
Skifahren ohne Pistenund Liftinfras­truktur in der „freien Wildbahn“: Tourengehe­n wird immer beliebter. Lenkungsma­ßnahmen werden notwendig
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