„Das liegt mir am Herzen“
Mit 101 Jahren kandidiert Herta Kunerth bei der Gemeinderatswahl. Nicht nur die Regierung sollte auf sie hören.
Ihr Lachen ist hell, die Frage, ob sie sich als 101-jährige Kandidatin bei der Gemeinderatswahl für junge wie ältere Menschen als Vorbild sieht, amüsiert sie. Natürlich ist sie es. Nicht nur, weil sie mit ihren zwei Kindern auf ihrer Bürgerliste kandidiert und mit ihrer Leidenschaft für die Umwelt Menschen mitreißt. Ein Vorbild könnte sie mit ihrem Engagement auch für die neue Regierung sein. Oder mit ihrem Appell, sich „ehrlich und aufrichtig für die Umwelt“einzusetzen. Denn sie glaubt nicht an die
Carina Kerschbaumer neue Welle einer Umweltbewegung, auch nicht, dass Greta Thunberg das Bewusstsein für die Umwelt nachhaltig veränderte. Da gebe es, sagt sie, in der Politik „viel Falschheit“und den meisten Menschen fehle die Bereitschaft, das Verhalten zu verändern. „Die Leute“, meint sie, „sind ja nicht anders geworden, das sind immer noch dieselben.“erta Kunerth bleibt deshalb weiter aktiv wie immer in ihrem Leben. Mit über 60 begann sie Psychologie zu studieren und befürchtete anfangs, die Studenten würden denken: „Was will die Alte?“Das Gegenteil war der Fall, die Studenten hätten sie, erzählt sie, mit offenen Armen aufgenommen. Was die Psychologin sich von der Politik wünscht? Sie wünscht sich Anständigkeit und deshalb hat sie auch vor 35 Jahren ihre
HPerchtoldsdorfer Bürgerliste gegründet, weil sie bei der Besetzung der Hainburger Au über die Ignoranz gegenüber den Anliegen der Besetzer schockiert gewesen ist. Was ihr als ältester Politikerin Österreichs am Herzen liegt? Ohne eine Sekunde zu überlegen, antwortet sie mit der Leidenschaft einer 20-Jährigen: „Dass sich jeder sagt: Ich kann immer etwas tun, und sich nicht hinsetzt und sagt: Ist halt so. Damit kommen wir nicht weiter. Das liegt mir am Herzen.“
Was für ein Herz mit 101 Jahren!