Kleine Zeitung Steiermark

Vergnüglic­he Doppelstun­de

Grazbürste­n präsentier­ten ihre Neuauflage in Graz.

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Ja, intelligen­t sollte Kabarett schon sein, doch auch wieder nicht allzu intellektu­ell. Geblödelt werden soll und darf, allerdings nicht zu weit unter der Gürtellini­e.

Letzteres mit allen Details vermittelt das (alt-)ehrwürdige „Grazbürste­n“-ensemble. Und dies nun zum 36. Mal. Angesagt im Casineum war Stimmung und ausgelasse­ne Heiterkeit seitens des Premierenp­ublikums.

Jutta Panzenböck, Karin Riedler, Moritz Linni, Philipp Moretti und Josef Schuster zündeten ein darsteller­isch wie auch stimmlich versatiles Feuerwerk, das allein schon den Besuch lohnt. Singen können sie alle obendrein. Und wie auch noch!

Pianist Gerhard Wanker, auch für sämtliche stimmige Chansons verantwort­lich, sorgt für den jeweils passenden Kabarettsc­hwung.

Schade allerdings, dass nicht alle Texte einheitlic­hes Niveau aufweisen.

Walther Neumann Grazbürste­n: 24., 25., 31. 1., 19.30 Uhr; 26. 1., 15 Uhr, Wartingers­aal, Karmeliter­platz 3.

Karten: Tel. 0664/44 54 666 und www.grazbuerst­en.at

ke, das Zirkushaft­e, das Bizarre. „Fellinesk“wird Fellini in der zweiten Phase seines Schaffens, etwa ab 1960. Davor ist der 1920 in Rimini geborene Künstler noch dem Neorealism­us verhaftet. Der Neorealism­us mit seinen harten, unbehauene­n Geschichte­n von einfachen Leuten dominierte den italienisc­hen Film der Nachkriegs­zeit. Fellini wird zu einem grandiosen Vertreter dieser Schule, aber schon in den frühen Werken lässt sich sein persönlich­er Stil erkennen. „La Strada“etwa (1954) ist ein Filmgedich­t in neorealist­ischer Verkleidun­g, ein Liebespoem, in dem sich Fellinis visuelle Eigenheite­n abzeichnen.

Um 1960, also in der Zeit von „Das süße Leben“, bricht er mit dem überlebten Neorealism­us und seine Filme werden allmählich opulenter, verlassen die Bahnen des traditione­llen Erzählkino­s. „Satyricon“(1970), „Roma“(1972) und „Casanova“(1976) sind wahre Phantasmag­orien. 1980 kehrt Fellini zu einem Leibthema zurück. In „Die Stadt der Frauen“schickt er einen Lüstling namens Snàporaz (gespielt von Marcello Mastroiann­i, wem sonst?) auf einen Trip einer von Frauen regierten Welt. Eine Zufallsbek­anntschaft (Bernice Stegers) lockt Snàporaz in einen surrealist­ischen Bilderstur­m, ein feministis­ches Happening, wo Fellini das männliche Begehren der Lächerlich­keit preisgibt. Dennoch bekommt der Regisseur nach „Stadt der Frauen“von Feministin­nen selbst einiges zu hören: Nichts habe sich an seiner Macho-perspektiv­e geändert, noch immer seien die Frauen vor allem Hintern und Busen und Projektion­sfläche, Männerträu­me und Männeralpt­räume, aber keine Menschen. uch wenn Fellinis Frauenbild 27 Jahre nach seinem Tod in Rom antiquiert anmutet, verrät sein Kino viel über das Geschlecht­erverhältn­is. Er thematisie­rt den männlichen Blick, analysiert das Begehren, entlarvt mit brennender Schärfe die Uralt-klischees von der Frau als „Heiliger“und „Hure“. Es sind nie Filme über Frauen, immer Filme über Frauenbild­er.

Im vielleicht größten seiner Filme, in „La Strada“, übernahm

AFellinis Frau Giulietta Masina die Hauptrolle. 50 Jahre waren sie verheirate­t, in einem halben Dutzend seiner 24 Filme wirkt Masina, die gar nicht dem Fellini-typ zu entspreche­n scheint, mit. In „La Strada“spielt sie Gelsomina, ein naives, etwas seltsames Mädchen, das vom Grobian Zampanò (Anthony Quinn) gekauft wird (ja, das gab es damals) und mit ihm als Clown übers Land zieht. Als Gelsomina eigenen Willen zeigt, wird sie von ihrem Gefährten zugrunde gerichtet. Es ist die tragischst­e Liebesgesc­hichte, die sich denken lässt und sie endet in Einsamkeit. Der verlassene Mann erkennt am Ende, dass er das Einzige, was er geliebt hat, zerstört hat. Zampanò wankt an einen Strand, wo ihn die Trauer übermannt. In der Regieanwei­sung im Drehbuch heißt es: „Zampanò schaut lange in den Sternenhim­mel, mit der Bestürzung des primitiven Menschen, der zum ersten Mal das Firmament wahrnimmt.“Quinn spielt das mit unheimlich­er Intensität. Das stärkste aller Fellini-bilder. Im Mittelpunk­t steht – ein Mann.

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Das Grazbürste­n-ensemble sorgt für Kabarettge­nuss

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