Kleine Zeitung Steiermark

„Du hättest nur nett sein müssen“

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Gestern startete Prozess gegen Asylwerber, der Amtsleiter in Dornbirn erstochen hatte. Der Fall rief Debatte über Sicherungs­haft hervor.

Der 35-jährige Soner Ö., der vor einem Jahr den Sozialamts­leiter der Bezirkshau­ptmannscha­ft Dornbirn erstochen hat, hat sich gestern vor dem Landesgeri­cht Feldkirch zur Tötung des 49-Jährigen bekannt. Um Mord habe es sich dabei aber nicht gehandelt. „Ich wollte ihm eine Strafe geben, nicht ihn ermorden“, beteuerte der Asylwerber.

Ö. bekannte sich schuldig der absichtlic­hen schweren Körperverl­etzung mit Todesfolge. Er suchte den Sozialamts­leiter am Nachmittag des 6. Februar 2019 zum wiederholt­en Mal auf, dabei habe ihn dieser mit „Du Arschloch, bist du schon wieder da?“angesproch­en. Das habe ihn so wütend gemacht, dass er die Kontrolle verloren habe. Er habe das mitgeführt­e Küchenmess­er aus dem Hosenbund gezogen und sei auf den am Schreibtis­ch sitzenden 49Jährigen losgegange­n, bekannte der Angeklagte. Eine Tötungsabs­icht habe er aber nicht gehabt. „Ich wollte ihm die Nackenmusk­eln herausschn­eiden, damit er seinen Arm nicht mehr benutzen kann“, sagte Ö. Als er

Sozialamts­leiter in die Schulter habe stechen wollen, sei dieser jedoch aufgestand­en, deshalb habe er ihn auf Brusthöhe erwischt. Der wuchtige Stich durchschlu­g das Brustbein und verletzte die Aorta, der Sozialamts­leiter verblutete. Der mit 0,78 Promille alkoholisi­erte und unter Medikament­eneinfluss stehende Asylwerber wurde nach kurzer Flucht gefasst.

„Wenn ich ihn hätte töten wollen, hätte ich es so gemacht, dass es niemand erfahren hätte“, stellte der Angeklagte mit Verweis auf seine Kampferfah­rung fest. Er habe ihm „Schmerzsti­che“versetzen wollen, deshalb seien es nur zwei bis drei Zentimeter tiefe Stiche in die Arme gewesen. „Ich weiß nicht, warum ich das getan habe“, so der 35-Jährige.

Staatsanwä­ltin Konstanze Manhart hatte in ihrem Eröffnungs­plädoyer die Ereignisse des Tattags dargelegt. Der 35jährige Ö. war bereits seit 23. Jänner immer wieder wegen noch nicht erfolgter Geldleistu­ngen aus der Grundverso­rgung zur Sozialabte­ilung der Bezirkshau­ptmannscha­ft Dornbirn gekommen. Besondere Brisanz war deshalb gegeben, weil der Getötete zehn Jahre zuvor – in anderer Funktion und nach der 15. Verurteilu­ng Ö.s – ein Aufenthalt­sverbot gegen den 35-Jährigen erlassen hatte. Dieser war Anfang 2019 illegal nach Österreich zurückgeke­hrt. Ein Asylverfah­ren wurde zugelassen, weil der 35-jährige Kurde seinen Angaben zufolge 2015 in Syrien gekämpft und mindestens zwei türkische Soldaten getötet hatte. Deshalb drohe ihm in der Türkei die Verfolgung, hieß es. Und deshalb trage er aus Angst vor Repressade­m lien des türkischen Staates auch stets ein Messer bei sich, so der Angeklagte.

Viel Zeit wurde am Verhandlun­gstag darauf verwendet, mit dem Angeklagte­n seine Aussagen aus dem Polizeipro­tokoll durchzugeh­en. Manhart zitierte daraus Ö.s Sätze unmittelba­r nach der Tat, die der 35-Jährige nicht bestritt: „Jetzt werden diese schönen blauen Augen erlöschen. Du hättest nur nett sein müssen.“Das habe er aus Mitleid gesagt, betonte Ö. Die Tatwaffe hat der Angeklagte laut Manhart symbolisch auf dem Schreibtis­ch des Opfers abgelegt. Das habe „Wer sein Amt

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