Infos zum Buch
sung kommen und es sich um keinen Akut- oder Notfall handelt, dann könnten die Patienten die Leistungen, die sie beziehen, bezahlen – sozial gestaffelt und abgefedert.
Die Pharmabranche bezichtigen Sie, dass sie Krankheiten erfindet. Wie konnte es so weit kommen?
Wir brauchen die Pharmaindustrie. Aber was derzeit passiert, kann so nicht weiter funktionieren. Man kann sich von
Firmen nicht mehr so ethisch unter Druck setzen lassen. Da werden auch Institutionen wie die EU eingreifen müssen.
Der Pflege und alten Menschen ist ein Schwerpunkt gewidmet: Hat die Politik versagt, weil sie sich um das Thema Pflegepflichtversicherung drückt – oder haben es nicht auch Menschen, Familien verlernt, mit ihren Alten zu leben, sie zu pflegen?
Seit der Pflegeregress abgeschafft ist, sind die Pflegeheime überfüllt. Man hat vergessen, in der Hauskrankenpflege Strukturen zu schaffen. Da muss man jetzt dringend ansetzen, neue Angebote schaffen. Jetzt werden viele Alte ins Heim abgeschoben. Die meisten wollen gar nicht dorthin, aber die Menschen fragt keiner.
Sie beschreiben auch kritisch den Kampf auf Intensivstationen gegen den Tod in aussichtslosen Fällen.
Der Tod wird als biologischer Systemfehler betrachtet. Bis zum letzten Atemzug. Aber der Tod gehört wieder zurück ins Leben gerufen. Wenn man ein hohes Alter erreicht hat, ist der Tod ein normales, biologisch vorgesehenes Ereignis, und Mediziner müssen ihn nicht wieder zu einer Diagnose machen.
Das Autorenteam analysiert die aktuelle Ärzteausbildung kritisch.
Bei der öffentlichen Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium wird so etwas wie eine soziale Kompetenz nicht abgebildet. Die jetzige Form der Prüfung führt dazu, dass sozial Bessergestellte eher durchkommen. Und das sind meistens jene, die in Städten und nicht am Land verwurzelt sind.
Das Buch: „Im kranken Haus“, Ueberreuter-verlag, 24,95 Euro. Das Autorenteam: Rudolf Likar ist Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Klinikum Klagenfurt und gilt als Wegbereiter der Schmerz- und Palliativmedizin in Österreich; Herbert Janig ist klinischer und Gesundheitspsychologe, Prof. i. R. an der Alpen-adriauniversität Klagenfurt; Ferdinand Rudolf Waldenberger ist Herzchirurg und war in Innsbruck, Houston, Salt Lake City, Leuven, Berlin und Wien tätig. Georg Pinter ist Vorstand des Zentrums für Altersmedizin am Klinikum Klagenfurt, medizinisch-wissenschaftlicher Leiter der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege.