Opernball des Sports
Von Franzobel
Wenn der Opernball das Dschungelcamp der Österreicher ist, der Maturaball der Republik, was ist dann Kitzbühel? Ein Zoo! Da gibt es die Hahnenkammabfahrt, den Ganslernhang und die Mausefalle. Den Lärchenschuss, der kein Lercherl ist, und bärige Events. Auch wenn das Testimonial des Bärigen, der bekannteste Fellstiefelträger der Nation, die singende Wanderniere und blonde Strähnendrüse Hansi Hinterseer die Promiaufläufe scheut wie der Magenkranke den Teufelsroller, stößt man in der zur Partymeile umfunktionierten Tirolerdorf-kulisse allerorts auf Societylöwen und ihre flankierenden Kätzchen. nlässe gibt es genug. Da ist die Hummerparty, wobei nicht klar ist, ob Krustenauto oder Panzertier. Die Schnitzelparty bei der singenden Wirtin Rosi Schupfnudel, nein, Schipflinger in der Sonnbergstuben, das VIP-ZELT des Harti Weirather und neuerdings Arnies Charity-dinner. Die steirische Eiche wird extra eingeflogen, um für Klimaschutz zu werben, was den Paradoxonausstoß nicht schmälert, aber solange der Einfluss von Paradoxa auf den Klimawandel nicht bestätigt ist, kann sich jeder am Fliegen die Finger verbrennen, wie er will. Schließlich gibt es noch das große Zuzeln, womit nicht die Artikulation des gemeinen Partyvolks nach durchzechter Nacht gemeint ist, sondern die Weißwurstparty beim Stanglwirt. 3500 Weißwürsten wird da das Fleisch buchstäblich aus der Haut gezuzelt. Ein Jour fixe der Hautevolee, womit sich
AKitzbühel endgültig etabliert in der von München bis zum Wörthersee reichenden Achse des Grauens der Seitenblickegesellschaft.
Gesichtsmasken mit Geltungssucht, nachgemachte Menschen, die ihre Profilierungsneurosen äußerln, fleischgewordene Billboards von Schönheitschirurgen, Zurschaustellungen neuester Modekreaturen, nein, -kreationen, Gockel-schickeria. Und die ganze einträchtige Eintracht drängt sich um die Prominenz: Die volksrockende Lederhose, das wandelnde Nachttischdeckchen, die vollbusige Walküre mit ihrer Großmutter, nein, das ist Bernie Ecclestone, Tv-bekannte Anbrater, Einebrater, die Gute-laune-klammer, eine Von neben der Vonn. Falsche Prinzen und richtige Platzhirschen, in Kitz zeigt sich, wer was hat. Und alle lauschen den in bestem Naturburschendeutsch vorgetragenen Kommentaren zu den Rennen. Weil, richtig, irgendeinen Anlass muss es für den Auftrieb der Aufgedirndelten ja geben. Dass von den Kämpfen der Gladiatoren mit dem Hausberg und seinen Kanten aus der Schar der Selbstdarsteller kaum jemand etwas mitbekommt, ist eine andere Geschichte. Hauptsache, die Bilanz stimmt und die Einschaltquote. itz? Das ist der Opernball des Sports, Mekka der Adabeis, aber das schmälert die Leistung der Rennläufer nicht, die zwei Minuten Einsamkeit dem Nichts der Partyewigkeit vorziehen. Franzobel, 1967 in Vöcklabruck geboren, ist Schriftsteller und Sportfan.
K
Technisch gesehen ist die Farbe Schwarz beim legendären Slalomfest auf der Schladminger Planai ja beinahe ein Tabuthema. Der Nachtslalom als schwarze Nacht? Geht gar nicht!
Wenn Zehntausende Fans am Rande der Rennpiste mitfiebern, ist Schwarz für die Veranstalter des berühmtesten Nachtslaloms im Weltcup keine Option. Licht ist Sicherheit und Sicherheit ist oberstes Gebot. Dafür stehen zwei riesige Notstromaggregate vor Ort und ein ganzes Wasserkraftwerk nahe Schladming in Reserve, um im Falle eines großflächigen Stromausfalles die Wm-stadt zu einer hell erleuchteten Insel zu machen.
Rein sportlich gesehen schaut die Sache freilich ganz anders aus. Marco Schwarz, der sympathische Kärntner, ist Österreichs aktuell größte Hoffnung