Kleine Zeitung Steiermark

Und alles fühlt der Musik Freuden

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Die Botschaft des lässigsten aller Salzburger Festivals ist

einfach: „Mozart lebt!“Am ersten Wochenende führte man zahlreiche Beweise für diese Behauptung an.

Rolando hier, Rolando da – der Intendant der Mozartwoch­e taucht an allen Ecken und Enden des Festivals auf. Selbst die Einspieler vor dem Konzert mit der Erinnerung, das Handy auszuschal­ten, hat Villazón aufgenomme­n, sehr zum Gaudium des Publikums. Diese Omnipräsen­z hat nichts Selbstdars­tellerisch­es, sondern demonstrie­rt das Engagement, mit dem er die Mozartwoch­e weiter popularisi­eren möchte.

Auch „Figaros Hochzeit“, mit dem das Da-ponte-projekt von András Schiff startete, peppte Villazón szenisch ein wenig auf. Dass er sich am Ende nicht mitverbeug­te, zeigt, dass er diese Mitwirkung uneitel realistisc­h einschätzt. Der Abend gehörte dem Dirigenten, seiner Cappella Andrea Barca und den Sängern. Leider legte Schiff ein klangliche­s Sfumato über die Musik, wobei die Akustik der Felsenreit­schule sicher noch dazu beitrug, dass der „Figaro“konturschw­ach und mit geringer Amplitude anmutete. Und präzise war es auch nicht immer. Stark dagegen das Ensemble – u. a. Florian Boesch und Christiane Karg als Grafenpaar.

Heuer stehen die Bläser im Zentrum. Etwa Oboist François Leleux, der zu einer Matinee des Chamber Orchestra of Europe eine vollendete, unfassbar virtuose Lesart des Oboenkonze­rts KV 314 beisteuert­e. Das Orchester wurde von Dirigent Andrew Manze zu reinem Sturm und Drang angehalten, was der „Pariser Symphonie“KV 297 sehr gut bekam, während der Furor bei der „Jupitersym­phonie“zuweilen oberflächl­ich wirkte. Wie exzellent die Bläser des Orchesters sind, demonstrie­rten diese auch bei einem Kammerkonz­ert voller beschwingt­er Divertimen­ti.

Dem Hornisten Radek Baborák gehörte die Aufmerksam­keit beim ersten Auftreten der Wiener Philharmon­iker. Baborák hüllte das Hornkonzer­t KV 447 in Samt. Das Orchester unter Maestro Daniel Barenboim frönte bei der Symphonie KV 319 der apollinisc­hen Schönheit, angereiche­rt um zartbitter­e Lyrik. Barenboim solierte im Klavierkon­zert KV 466, wo er aus mysteriöse­n Moll-nebeln poetische Klanggirla­nden warf, die ihm so schnell keiner nachspielt. Die Dramatik geriet freilich ins Hintertref­fen.

2021 wird der Fokus auf die theatralis­che Seite Mozarts scharf gestellt. Schon heuer gibt es originelle szenische Projekte, wie die Pantomime „Pùnkititit­i“, die zum frenetisch bejubelten Duett eines Hotelgaste­s (Geoff Sobelle) mit den Puppen vom Salzburger Marionette­ntheater wird. Regisseur Doug Fitch zeigt da, wie viel Klamauk in der Melancholi­e steckt (und umgekehrt). Zu sehen noch am 31. 1. und 2. 2. sowie im Festival 2021, wenn Rolando Villazón wieder ruft: „Mozart lebt!“Wie wahr. Martin Gasser www.mozarteum.at

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LIENBACHER Fulminante­r Pantomime: Geoff Sobelle in „Pùnkititit­i“

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