„Lokale Störungen spüren wir nur marginal“
Der Weltmarktführer verbreitert die Spitze: Dominik und Jakob Santner steigen bei Anton Paar in die Geschäftsleitung auf. Ein Gespräch über Wachstum, Bauplan und Pension.
AVertriebstochterfirmen verteilt und haben mittlerweile 17 unterschiedliche Produktbereiche, die völlig unterschiedliche Märkte haben. Lokale Störungen, wenn also ein Land oder ein Sektor ein Problem haben, sind für uns in der Summe nur marginal spürbar. Wenn sich die gesamte Weltwirtschaft verlangsamt, werden wir das auch spüren.
2019 brachte Österreich einen Exportrekord, „es ist in keinem Land schlecht gelaufen“, sagt Wirtschaftskammer-präsident Harald Mahrer. Stimmen Sie zu?
DOMINIK SANTNER: Es gibt immer wieder einmal Länder, die hervorstechen, und Länder, wo es Probleme gibt. In Indien zum Beispiel ist es für uns im letzten Jahr nicht so gut gelaufen. Dort gab es viele politische Diskussionen und es wurden öffentliche Gelder gestrichen. In Europa und den USA ist es dafür wieder sehr gut gelaufen.
Für welche neuen Produkte sehen Sie eigentlich zurzeit die größten Potenziale?
JAKOB SANTNER: 2010 hatten wir sechs unterschiedliche Produktbereiche, heute sind es 17. Also fast dreimal so viele – im selben Ausmaß ist in den letzten zehn Jahren auch die Mitarbeiterzahl gewachsen. Vor zehn Jahren war
bei Anton Paar die Flüssigkeitsanalyse das prädominante Thema. In den letzten Jahren sind wir auch in anderen Bereichen gewachsen. Zwei große sind die Analyse von Pulver und die Charakterisierung von Oberflächen. Wir haben es dort geschafft, aufs Spielfeld zu kommen. Jetzt heißt es aufholen und überholen. Unsere Märkte sind Märkte, wo der Erste und der Zweite sehr gutes Geld verdienen. Danach wird’s schon schwierig.
Wie schwierig ist es denn, in Österreich geeignete Mitarbeiter zu finden? Sie haben im Moment viele offene Stellen gelistet.
DOMINIK SANTNER: Wir haben offene Stellen, aber es sind nicht
viele wie vor einem Jahr. Da hatten wir sehr ambitioniert geplant. Offene Stellen haben wir vor allem in den technischen Bereichen. Diese zu besetzen, ist schwierig – da matcht man sich mit den anderen großen technischen Betrieben in Graz.
Wie viele Mitarbeiter kommen pro Jahr in Österreich dazu?
DOMINIK SANTNER: Im letzten Jahr waren es an den Standorten in Graz und Wundschuh 124.
Reicht die Kapazität des Grazer Standorts noch aus? Man hört seit geraumer Zeit von Ausbauplänen.
DOMINIK SANTNER: Wir sind am Standort relativ eingeschränkt, platztechnisch ist nicht mehr viel möglich. Ein Baufortschritt ist aber noch drinnen und den haben wir auch schon seit ein paar Jahren in der Schublade. Allerdings fehlen noch notwendige Genehmigungen.
2016 sind Sie mit der Fußballtrainingsanlage skills.lab gestartet, Bayern München ist heute der wohl prominenteste Kunde. Wie viele von den Anlagen könnten Sie denn pro Jahr hinstellen?
JAKOB SANTNER: Wir haben die Anlage so entwickelt und gebaut, dass Bandbreite nicht das Thema ist. Das wesentliche Know-how liegt in der Auswertung, in der Software. Warum wir nicht noch viel präsenter sind, liegt daran, dass die Fußso ballvereine dafür zunächst Gebäude bauen müssen.
Neu aufgestellt ist nicht nur die Anton-paar-spitze, sondern auch die Regierung. Welche Weichenstellungen sollte diese treffen?
DOMINIK SANTNER: Ich verstehe überhaupt nicht, warum das Thema Pensionsalter im Regierungsprogramm keines ist. Das ASVG trat 1956 in Kraft und seit damals liegt das Regelpensionsalter bei 60 und 65 Jahren. Seit damals ist aber auch die Lebenserwartung um circa 13 Jahre gestiegen. Diese Entwicklung kostet den Staat Jahr für Jahr Milliarden und wird einfach ignoriert. Ich halte das für einen großen Fehler.