An acht Abenden über das Meer
Servus TV zeigt in Kooperation mit einer Reederei eine Kreuzfahrt-doku. Die Kritik daran sieht man entspannt.
Leinen los für unsere Karibikkreuzfahrt!“, wirbt der kitschige Trailer der neuen Reihe mit dem Titel „Lust auf Meer“, die morgen um 20.15 Uhr auf Servus TV startet. „Acht Folgen mit magischen Momenten“verspricht der Pressetext und verweist auf Stationen in Jamaika, Mexiko, Costa Rica oder Kolumbien.
Das Menschliche sollen fünf Kamerateams einfangen, die österreichische und bayerische Urlauber auf der 14-tägigen Reise begleiten. Dem neuen Format, das in Kooperation mit einer bekannten Reederei entstand, gibt der Salzburger Sender reichlich und prominenten Sendeplatz. Ganze acht Sonntagabende dauerte die Fahrt mit der 3000 Passagiere transportierenden „Mein Schiff 1“.
Kritik, die Zusammenarbeit mit Tui Cruise erinnere an eine aufwendige Pr-aktion, will Servus TV nicht gelten lassen: „Urlaube auf Kreuzfahrtschiffen sind seit Jahren eine der am meisten boomenden Bereiche in der Reisebranche. Wir bilden also nur die Realität ab.“Zudem habe das Format einen starken Dokumentar-charakter, mit Einblicken in das Arbeitsleben auf dem Kreuzfahrtschiff oder Besuchen bei Auslandsösterreichern.
Angesprochen auf die Frage, ob Kreuzfahrt-werbeformate in Zeiten der Klimadiskussion und Fridays for Future noch angebracht seien, reagiert Servus TV mit Hinweisen auf die Nachhaltigkeitsstandards der Reederei: „Es gibt zum Beispiel an Bord einen eigenen Umweltoffizier, den wir bei seiner Arbeit begleiten.“Über das Finanzierungsmodell, also wie sich Sender und Reiseveranstalter die Produktionskosten aufteilten, wollte Servus TV auf Anfrage keine Angaben machen.
Laut Kriminalstatistik ist Österreich so sicher wie noch nie. Zum Ausgleich wird das Fernsehen krimineller. Wer will, kann sich mehrmals am Tag in Verbrechen verstricken lassen. Meist handelt es sich halt um Konfektionsware.
Da waren die „Cops“von Stefan A. Lukacs schon ein anderes Kaliber. Bemerkenswert, wie gescheit und geschickt hier ein Thema umgesetzt wurde, das sich gut in der untersten Macho-schublade machen würde: Der Gruppenzwang innerhalb der Wega („Wir erleben gemeinsam alles“), der Rekruten auf ihren Leithammel einschwört und eigenen Gesetzen folgt. Laurence Rupp & Co glänzen in dieser psychologisch fein strukturierten Milieustudie auch mit leichter Dialektfarbe. Sehr authentisch, super Sound. Folgerichtig wurde „Cops“(u. a.) beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2018 mit einem Publikumspreis und dem Preis für den gesellschaftlich relevanten Film ausgezeichnet.
D er ORF zeigte „Cops“anlässlich des Österreichischen Filmpreises im Hauptabend(!). Später wurde das Drama „Die beste aller Welten“(lief auch schon zur Primetime!) nachgereicht. Da zurzeit „Das Beste aus beiden Welten“angesagt ist: Weiter so ausgezeichnete Ware um 20.15 Uhr! Damit die Welten, die zwischen Qualität und dem üblichen Schrott liegen, möglichst viele sehen.