„Der Hausarzt wurde gezielt ausgehungert“
Günther Loewit ist Landarzt und harter Kritiker einer „entmenschlichten Gesundheitsindustrie“. Woran es fehlt, wie gespart
werden könnte.
Beispiel ist ein Dorfbewohner, der nach einem feuchtfröhlichen Besuch im Gasthaus am Heimweg stürzt, kurz bewusstlos ist und eine kleine Platzwunde hat. In so einem Fall ruft heute niemand mehr den Hausarzt. Stattdessen wird eine Rettungskaskade in Gang gesetzt, mit Rettung, Notarzt, Hubschrauber, Krankenhaus. Eine Flugminute kostet 90 Euro, unter 3000 Euro kriegen sie keinen Hubschrauberflug. Ein billiges Spitalsbett kostet mindestens 600 Euro pro Tag. Meine Alternative dazu ist: Der Hausarzt fährt hin, macht eine Visite, setzt eine Naht und untersucht den Patienten. Das kostet 150 Euro.
Wenn es nun aber keinen Hausarzt mehr im Ort gibt?
Es gibt keine Hausärzte mehr, weil sie gezielt ausgehungert wurden. Man muss den Beruf wieder attraktiver machen!
Haben Sie einen Behandlungsplan für den Ärztemangel am Land?
Der Kern ist mehr Wertschätzung! Das bedeutet wohl auch mehr Honorar. Die Honorare sind in den letzten 30 Jahren immer weiter gesunken. Und wir müssen die jungen Kollegen besser ausbilden. Der Aufnahmetest für das Studium ist ein rein wissenschaftlicher, der „Seelsorgetyp“hat da gar keine Chance. Das Gespräch mit dem Patienten sollte schon Teil des Lehrplans sein. Junge Ärzte lernen heute aber nur über Tabletten und Operationen. Wir müssen wieder lernen, mit Patienein