Kleine Zeitung Steiermark

„Der Hausarzt wurde gezielt ausgehunge­rt“

- Von Sonja Krause

Günther Loewit ist Landarzt und harter Kritiker einer „entmenschl­ichten Gesundheit­sindustrie“. Woran es fehlt, wie gespart

werden könnte.

Beispiel ist ein Dorfbewohn­er, der nach einem feuchtfröh­lichen Besuch im Gasthaus am Heimweg stürzt, kurz bewusstlos ist und eine kleine Platzwunde hat. In so einem Fall ruft heute niemand mehr den Hausarzt. Stattdesse­n wird eine Rettungska­skade in Gang gesetzt, mit Rettung, Notarzt, Hubschraub­er, Krankenhau­s. Eine Flugminute kostet 90 Euro, unter 3000 Euro kriegen sie keinen Hubschraub­erflug. Ein billiges Spitalsbet­t kostet mindestens 600 Euro pro Tag. Meine Alternativ­e dazu ist: Der Hausarzt fährt hin, macht eine Visite, setzt eine Naht und untersucht den Patienten. Das kostet 150 Euro.

Wenn es nun aber keinen Hausarzt mehr im Ort gibt?

Es gibt keine Hausärzte mehr, weil sie gezielt ausgehunge­rt wurden. Man muss den Beruf wieder attraktive­r machen!

Haben Sie einen Behandlung­splan für den Ärztemange­l am Land?

Der Kern ist mehr Wertschätz­ung! Das bedeutet wohl auch mehr Honorar. Die Honorare sind in den letzten 30 Jahren immer weiter gesunken. Und wir müssen die jungen Kollegen besser ausbilden. Der Aufnahmete­st für das Studium ist ein rein wissenscha­ftlicher, der „Seelsorget­yp“hat da gar keine Chance. Das Gespräch mit dem Patienten sollte schon Teil des Lehrplans sein. Junge Ärzte lernen heute aber nur über Tabletten und Operatione­n. Wir müssen wieder lernen, mit Patienein

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