Bezirk Weiz oder: Die Steiermark im Kleinen
Abwanderung im Norden, enormer Zuzug im Süden – das ist steiermarkweit so, wird im Bezirk Weiz auf kleinerem Raum deutlich.
Die Steiermark im Kleinen wird der Bezirk Weiz gerne genannt – denn er bildet auf seiner Fläche Stärken und Schwächen des Bundeslandes in komprimierter Form ab. Auf der einen Seite der konjunkturschwache Norden, der auch verkehrstechnisch schlecht angebunden ist. Auf der anderen Seite die boomende Achse Weiz/gleisdorf, die sich nicht nur über extremen Bevölkerungszuwachs, sondern auch über große Arbeitgeber freuen darf. Davon profitiert aber der ganze Bezirk, denn die Arbeitslosigkeit ist seit Jahren die niedrigste der Steiermark. Zuletzt lag sie konstant unter drei Prozent – das ist nach Amsdefinition Vollbeschäftigung.
Ein kleiner Blick auf die Zahlen: Seit der Gemeinderatswahl 2015 hat sich der Trend fortgesetzt, der schon in den 20 Jahren davor zu erkennen war. So ist die Einwohnerzahl in den Gemeinden rund um Gleisdorf seit 1990 um rund 30 Prozent gestiegen. Gleisdorf selbst ist inklusive der 2015 eingemeindeten Orte um fast 600 Menschen gewachsen.
Doch der Zuzug, der auch die Bezirksstadt Weiz und ihre Nachbargemeinden betrifft, hat nicht nur Vorteile. So hat Gleisdorf etwa 2014 ein neues „Haus des Kindes“gebaut, das Kindergarten, Volksschulen und Eltern-kind-zentrum zusammengefasst hat. Als es eröffnet wurde, waren so viele neue Kinder in der Stadt, dass die als Ersatzräume vorgesehenen Flächen bereits voll genutzt wurden. Auch der ehemalige Kindergarten an anderer Stelle, der eigentlich hätte aufgelassen werden sollen, wurde doch weitergeführt. „Aktuell haben wir die
gibt sich Bürgermeister Johann Zieherhofer aus der nördlichsten Gemeinde Rettenegg kämpferisch: „Die Geburtenzahlen halten nicht mit der Sterberate mit, daher gibt es den Rückgang. Wir haben aber keine leer stehenden Gebäude. Wichtig ist, dass die Schule und der Kindergarten erhalten bleiben, damit es ein Angebot für junge Familien gibt.“Sein Amtskollege Thomas Heim aus Ratten bekräftigt das: „Bei uns sind schon immer viele Arbeitnehmer ins Mürztal gependelt. Nur wenn wir die Infrastruktur erhalten, bleiben sie auch da. Ein großes Wahlkampfthema ist dies im Norden nicht, weil man sich über die Parteigrenzen bezüglich der Maßnahmen einig ist.“
Hoffnung macht dem Norden die Entwicklung in der Gemeinde Fischbach: Dort ist die Bevölkerung seit 2015 leicht angestiegen. Bürgermeisterin und Landtagsabgeordnete Silvia Karelly bemerkt steigende Geburtenzahlen. „Es gibt viele neue Anmeldungen im Kindergarten, auch für die nächsten Jahre. Gegenüber den Nachbargemeinden haben wir den Vorteil, dass wir noch Bauland schaffen können und als Luftkurort auch attraktiv sind.“