Kleine Zeitung Steiermark

Das Militär stellt sich gegen Trump

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Der amtierende Us-verteidigu­ngsministe­r Esper und sein Vorgänger Mattis lehnen einen Armee-einsatz gegen die Demonstran­ten ab.

Während in Minnesota gestern Tausende bei einer Trauerfeie­r an der North Central University George Floyds gedachten, der bei einem brutalen Polizeiein­satz getötet worden war, haben sich in den USA gestern einige Positionen geklärt: Nachdem Präsident Trump tagelang mit einem Einsatz der Armee gegen die Protestier­er gedroht hatte und auch bereits Soldaten in die Hauptstadt Washington verlegen ließ, ergriffen gestern ranghohe Vertreter des Militärs das Wort – und stellten sich gegen die Pläne Trumps. Zunächst bezog Verteidigu­ngsministe­r Mark Esper öffentlich Stellung: Er halte die Lage keineswegs für so bedrohlich, dass die Armee eingreifen müsse, sagt er. Wenig später erschien im Us-magazin „The Atlantic“eine geharnisch­te Kritik seines Amtsvorgän­gers James Mattis, ein hoch angesehene­r früherer Vier-sterne-general der Marine-infanterie. Ein Einsatz der Streitkräf­te gegen zivile Proteste drohe einen Konflikt zwischen Bevölkerun­g und Militär zu provoziere­n, warnte Mattis. Und er fand scharfe Worte für den Vorfall vom Montag, als auf Befehl von Trumps Regierung ein friedliche­r Protest vor dem Weißen Haus gewaltsam aufgelöst wurde, um es Trump zu ermögliche­n, sich vor einer nahen Kirche in Szene zu setzen. Mattis bezeichnet­e den Vorfall als „Missbrauch der Regierungs­macht“. „Wir müssen jene Amtsträger zur Rechenscha­ft ziehen, die unsere Verfassung verhöhnen“, forderte er. Er habe sich bisher nicht vorstellen können, dass Soldaten befohlen würde, „die verfassung­smäßigen Rechte ihrer Mitbürger zu verletzen“, um dem Oberbefehl­shaber einen „bizarren

Foto-auftritt“zu ermögliche­n, fügte Mattis hinzu. Trump sei der erste Präsident, den er erlebe, der sich nicht darum bemühe, das Land zu einen, sondern seit drei Jahren versuche, das Land zu spalten.

Auch alle noch lebenden Präsidente­n – Jimmy Carter, Bill Clinton, George W. Bush und Barack Obama – meldeten sich zu Wort; sie verurteilt­en Rassismus in klaren Worten wie auch die Plünderung­en und Ausschreit­ungen.

Bush hatte schon am Vortag als prominente Stimme aus dem Lager der Konservati­ven klargestel­lt: Er und seine Frau seien bestürzt von dem „brutalen Ersticken“von Floyd sowie der Ungerechti­gkeit und Angst, die das Land erstickten. Es sei Zeit, die eigenen Fehler zu hinterfrag­en und den „systemisch­en Rassismus“zu überwinden.

Nina Koren

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AFP Trauerfeie­r für George Floyd in Minneapoli­s

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