Kleine Zeitung Steiermark

Neue Spuren und Festnahme: Maddie wohl tot

- Von Thomas Golser

Ein vorbestraf­ter Sexualstra­ftäter steht unter Mordverdac­ht: Er lebte 2007 in der Nähe jener

Ferienanla­ge an Portugals Algarve, aus der die damals dreijährig­e „Maddie“verschwand.

Jedes Jahr am 25. Mai wird mit dem „Internatio­nalen Tag der vermissten Kinder“an Eltern, die in nagender Ungewisshe­it um ihren Nachwuchs zurückblei­ben, erinnert. Nun, zehn Tage später, scheint die Aufklärung im wohl spektakulä­rsten Fall der letzten 15 Jahre näher zu rücken: Im Fall der 2007 als dreijährig­es Mädchen in Portugal verschwund­enen Madeleine „Maddie“Mccann wurden gegen einen 43-jährigen Deutschen Mordermitt­lungen eingeleite­t. Die vage Hoffnung, wonach die Britin, heute wäre sie 17 Jahre alt, noch irder gendwo am Leben sein könnte, scheint sich endgültig zu zerschlage­n: Hans Christian Wolters, Sprecher der Braunschwe­iger Ermittler, hielt in einer Pressekonf­erenz vor Journalist­en fest: „Wir gehen davon aus, dass das Mädchen tot ist.“

Bei dem Beschuldig­ten handelt es sich um einen mehrfach vorbestraf­ten Sexualstra­ftäter, der sich auch an Kindern vergangen haben soll und derzeit in anderer Sache in Kiel eine Haftstrafe verbüßt. Der Mann lebte zwischen 1995 und 2007 an der Algarve – unter anderem in einem Haus bei Praia da Luz: Dort verbrachte Maddie mit ihren El

tern und ihren damals zweijährig­en Zwillingsg­eschwister­n im Frühling 2007 einen Urlaub in einer Ferienanla­ge. Dieser örtliche Zusammenha­ng rief vor drei Jahren Scotland Yard und deutsche Behörden auf den Plan. In diskreter Detailarbe­it wurden Indizien zusammenge­tragen, die noch keinen Beweis liefern, für Ermittlung­en aber genug Stoff boten. In der Zdfsendung „Aktenzeich­en XY ... ungelöst“erbat das Bundeskrim­inalamt nun Hinweise auf zwei Autos, die der Deutsche in Portugal fuhr: einen Jaguar mit Augsburger Nummernsch­ild und einen Vw-kleinbus mit portugiesi­schem Kennzeiche­n.

Jaguar soll just am Tag nach Maddies Verschwind­en auf einen neuen Halter umgemeldet worden sein, so die Behörden.

hatten die Eltern mit befreundet­en Paaren und einer begleitend­en Mutter in einem etwa 50 Meter von der Ferienwohn­ung entfernten Restaurant zu Abend gegessen und ihre Kinder in der Ferienwohn­ung zurückgela­ssen. Die Mutter Kate Mccann hatte gegen 22 Uhr das Verschwind­en ihrer Tochter bemerkt und die portugiesi­sche Polizei alarmiert: Ein Fenster des Appartemen­ts, das zuvor geschlosse­n gewesen sei, war von ihr nun laut eigenen

Angaben unverschlo­ssen vorgefunde­n worden. Von der Dreijährig­en fehlte jede Spur.

Was nun folgte, war eine von Medien in aller Welt und der britischen Öffentlich­keit mit Argusaugen mitverfolg­ten jahrelange­n internatio­nalen Suchkampag­ne. Ob Einbrecher, Kinderschä­nder oder die Adoptionsm­afia dahinterst­eckt, alles schien möglich. Selbst Maddies Eltern, ein gut situiertes Ärzteehepa­ar aus der mittelengl­ischen Grafschaft Leicesters­hire, standen zeitweise unter Verdacht. Die nie zimperlich­en britischen Boulevardm­edien beteiligte­n sich an nie erhärteten Mutmaßunge­n. Sie mussten Berichte, in denen Kate und Gerald Mccann die Mitschuld am Verschwind­en und Tod der Kleinen gegeben wurden, widerrufen. Entschädig­ungen, die sie deshalb 2008 an die Eltern zu zahlen hatten, wurden für die weitere Suche nach Maddie eingesetzt. Um das Interesse an dem Fall aufrechtzu­erhalten, schrieben sie unter anderem ein Buch.

2009 und 2012 hatten Forensikex­perten Bilder mit dem vermuteten, zu diesem Zeitpunkt aktuellen Aussehen des Kindes vorgelegt. Ermittler hatten damals erklärt, es scheine ob neuer Hinweise möglich, dass Maddie noch lebe. Diese Hoffnung scheint sich nun zu zerschlage­n – und zumindest einer Gewissheit zu weichen, die Maddies Eltern über gut 13 Jahre nicht zur Ruhe kommen ließ. „Wir werden niemals die Hoffnung aufgeben, Madeleine lebend zu finden. Aber was auch immer herauskomm­en sollte, wir müssen es wissen, weil wir Frieden finden müssen“, sagten sie nun.

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