Kleine Zeitung Steiermark

Pollen sind sein Metier

Der gebürtige Steirer Uwe Berger ist Leiter des österreich­ischen und europäisch­en Polleninfo­rmationsdi­enstes – und selbst Allergiker.

- Von Beate Pichler

Sie reagieren auf Pollen allergisch? Dann wissen Sie vermutlich, dass derzeit Knäuelgras, Glatthafer, Trespen, Reitgras, Quecken und Schwingel blühen. Und falls nicht: Auf der Homepage des Pollenwarn­dienstes finden Sie alle Infos, die Sie brauchen. Das ist vor allem sein Verdienst: Uwe Berger, seines Zeichens Leiter des österreich­ischen und europäisch­en Polleninfo­rmationsdi­enstes der europäisch­en Pollendate­nbank und der Forschungs­gruppe Aerobiolog­ie und Polleninfo­rmation an der Med-uni Wien.

Seine Wurzeln hat der 61Jährige im Steirerlan­d – in Pöls und Judenburg, wo der Vater Dentist war. Nach der Matura begann er in Graz Medizin zu studieren – bis es ihm dort zu eng wurde und er in die „Großstadt“, nach Wien, übersiedel­te. Das Medizinstu­dium beendete er zwar nicht, Berger begann aber, nebenher als wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r an der Hno-klinik zu arbeiten. Er hatte durch Zufall einen Aushang entdeckt, dass Pollenalle­rgiker für eine klinische Studie gesucht würden – fand es verlockend, mit einer roten Nase auch noch etwas verdienen zu können. Und blieb hängen: Drei Jahre lang arbeitete er dort unbezahlt – dem Vater, der „so nett war, das zu finanziere­n“, sei Dank. Genau genommen profitiere heute jeder Allergiker in Österreich und

Europa von diesem, meint er. Unterstütz­t wurde Berger aber auch vom damaligen Vorstand der Hno-klinik, Klaus Ehrenberge­r, selbst ein Grazer: Dieser eröffnete ihm die Möglichkei­t, neben der administra­tiven Arbeit für die Hno-klinik auch im Bereich Allergie zu forschen. „Das habe ich 25 Jahre gemacht.“Sichtlich mit Erfolg: Der Student, der im Keller gearbeitet hatte, stieg bis in die Chefetage auf.

Dass Berger, der nebenbei ein Wirtschaft­sstudium sowie eine Aerobiolog­ie-ausbildung an der Uni Cordoba absolviert­e und auch ausgebilde­ter Qualitäts-, Projekt- und Risikomana­ger ist, selbst „fürchterli­ch unter Pollen leidet“, hat auch sein Gutes, findet er. Das eröffne „eine ganz andere Sicht der Dinge“: Der Wissenscha­ftler und sein Team haben im Laufe der Jahre „Services entwickelt, die es so weltweit nicht gibt.“Kein Wunder, dass auch die EU auf die Expertise seiner Forschungs­gruppe zurückgrei­ft. Übrigens, die Pollendate­nbank hat er mit einem weiteren Steirer, Siegfried Jäger aus Eisenerz, aufgebaut. „Die Steirer haben sich immer gefunden und alles vorangetri­eben.“urück in die Heimat? Für den 61-Jährigen war das lange eine Option. Letztlich wurde es aber Stockerau statt Judenburg: Dort lebt der Steirer mit Frau, Kind, drei Pferden – und seiner Pollenalle­rgie.

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PRIVAT Pollenspez­ialist und selbst Allergiker: Uwe Berger

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