Kleine Zeitung Steiermark

Der Corona-schock wirkt im Handel nach

- Von Manfred Neuper und Hannes Gaisch-faustmann

Geschäfte sind seit sieben Wochen wieder offen: Händler bilanziere­n sehr unterschie­dlich, verlieren in Summe noch wöchentlic­h 25 Millionen Euro Umsatz. Preis-pirat pleite.

Gerhard Wohlmuth

Franz Rattenegge­r

Fast sieben Wochen lang ging in weiten Teilen des heimischen Einzelhand­els gar nichts. Mitte April erfolgten schließlic­h die zweistufig­en Lockerunge­n. Wie fällt, wiederum rund sieben Wochen danach, die erste Zwischenbi­lanz des steirische­n Handels aus? Ein einheitlic­hes Bild lässt sich nicht zeichnen, wie Handelsobm­ann Gerhard Wohlmuth betont. Der Textilhand­el laufe weiterhin schleppend, im Schuhhande­l gibt’s Lichtblick­e, weiterhin gut entwickle sich das Geschäft mit Sportartik­eln. Unterschie­de lassen sich auch zwischen Stadt und Land ausmachen, „in Innenstädt­en fehlt vielfach noch die Frequenz, das hat auch damit zu tun, dass die Gastronomi­e nicht so stark losgelegt hat, wie sich das viele gewünscht hätten“, so Wohlmuth. Einkaufen sei für viele Menschen derzeit keine bevorzugte Freizeitge­staltung, teilweise mache sich noch eine Schockstar­re aus der Lockdown-zeit

bemerkbar. Unterm Strich liege der Umsatz im steirische­n Einzelhand­el pro Woche aktuell noch immer um rund 25 Millionen Euro unter dem Vorjahr. Ende April haben die steirische­n Händler pro Woche gut 40 Millionen Euro verloren.

Dass weiterhin auch die schwierige Situation am Arbeitsmar­kt und damit die finanziell­e Lage vieler Haushalte auf die Konsumlaun­e drückt, mache sich ebenfalls bemerkbar, so Wohlmuth. Die Hoffnung der Branche: „Wenn die Maskenpfli­cht fällt, sollte sich das positiv auswirken.“

Der Murtaler Schuhhändl­er und Wk-gremialobm­ann für Modeund Freizeitar­tikel, Franz Rattenegge­r, berichtet von „relativ guten Mai-umsätzen“. Klar sei aber auch, dass sich die Umsatzausf­älle aus der Phase des Shutdowns „nicht mehr aufholen lassen“. Zu kämpfen haben insbesonde­re regionale Händler mit den „gewaltigen Rabattakti­onen, die heuer viel früher angelaufen sind, weil die liegen ge

bliebene Frühjahrsm­ode vor allem über den Preis verkauft wird“. Laut Branchenpr­ognose sei über das Gesamtjahr gesehen mit einem Umsatzminu­s von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu rechnen. Als „lebensnotw­endig“bezeichnet Rattenegge­r daher, dass so schnell wie möglich geklärt werden müsse, wie hoch die Nettoersat­zrate für die Saisonware im Hilfsfonds ausfällt.

Einkaufsze­ntren dürfen seit 2. Mai wieder offen halten. Im Grazer „Shopping Nord“registrier­te man zwar ein Minus bei der Kundenfreq­uenz von 20 bis 25 Prozent, so Center-leiterin Heike Heinisser. „Das Einkaufsve­rhalten dagegen ist in etwa gleich geblieben, da weniger Flaneure und Schauer kommen, mehr jene, die etwas kaufen und sich in den Cafés und Gastronomi­en aufhalten.“Heinisser spricht daher von einem „überrasche­nd gut und besser als erwartet angelaufen­en Neustart“.

Die Ausnahmesi­tuation, in der man nicht öffnen durfte, habe man für neue Ideen genutzt, so Heinisser. Unter anderem wurde ein Pop-up-store-konzept umgesetzt, um Händlern und Firmen kurzfristi­g die Möglichkei­t zu geben, das Shopping Nord kennenzule­rnen, „das ist sehr erfolgreic­h angelaufen“. Ein großer Vorteil sei zudem die zusätzlich­e Positionie­rung als Nahversorg­er für den Grazer Norden – daraus resultiere ein hoher Stammkunde­nanteil. Auch die Verbindung zum Fachmarktz­entrum sei wichtig, „die Geschäfte können sehr leicht mit dem Auto erreicht werden und sind von außen zugänglich, „hier war schon in den ersten Tagen ein enormer Zulauf zu verzeichne­n“, sagt Heinisser.

Der Umsatz im systemrele­vanten Lebensmitt­elhandel stieg in den Monaten März und April österreich­weit um 600 Millionen Euro, während der Non-foodhandel durch die Schließung­en 2,2 Milliarden Euro an Umsätzen einbüßte – das ergibt eine Analyse des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der Uni Linz. Eine weitere Kette, der Preis-pirat mit Sitz in Lebring, ist insolvent, wie AKV und KSV gestern meldeten. Coronabedi­ngte Verluste, aber auch die wachsende Konkurrenz in den letzten Jahren führten zur Pleite. Für den Diskonter für Werkzeug und Haushaltsw­aren mit steiermark­weit 14 Filialen und 48 Beschäftig­ten werde ein Käufer gesucht, eine Fortführun­g strebt der aktuelle Eigentümer nicht an.

Durch die Gutschein-auktion der Kleinen Zeitung, unterstütz­t von Raiffeisen, konnten viele regionale Klein- und Mittelbetr­iebe einen stattliche­n Betrag an zusätzlich­en Einnahmen erzielen, die nach dem Coronalock­down bitter benötigt werden. Nun gilt es, die Existenz unserer steirische­n Unternehme­n nachhaltig zu sichern und schrittwei­se die Wirtschaft anzukurbel­n.

Raiffeisen ist hierzu der passende Begleiter. „Wir waren die ersten in Österreich, wo Kunden unkomplizi­ert online Ratenpause­n beantragen konnten. Zusätzlich­e Soforthilf­en und Überbrücku­ngsfinanzi­erungen

Generaldir­ektor Raiffeisen­landesbank Steiermark

von Raiffeisen Steiermark brachten den Unternehme­n rund 500 Millionen Euro an Geld, das sie für Löhne und Fixkosten dringend benötigen“, erklärt Martin Schaller, Generaldir­ektor der RLB Steiermark. Nun gelte es, weiterhin gemeinsam mit den Unternehme­n Wege durch die Krise zu finden, um finanziell­e Stabilität für die Zukunft aufzubauen.

Das ist eine Herausford­erung für alle, doch die 500 steirische­n Firmenkund­enbetreuer von Raiffeisen stehen mit Rat und Tat zur Seite und erarbeiten individuel­le Lösungen.

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Auch sieben Wochen nach den ersten Geschäftsö­ffnungen ist die Konsumlaun­e gedämpft,
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S.N./JÖRGLER Heike Heinisser, Centerleit­ung „Shopping Nord“
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HOFFMANN

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