„Die Krise gut gemeistert“
Über die Sehnsucht nach mehr Wohnraum und andere Corona-auswirkungen.
Homeoffice, Teleworking forcieren sollte, um die Regionen zu stärken. Jetzt hat man gesehen, dass es ganz gut geht, wenn man von zu Hause aus arbeitet. Vielleicht könnte das künftig ein Anstoß sein. Zum Beispiel nur drei Tage in Graz und den Rest zu Hause in der Südsteiermark zu arbeiten. Dort den Wohnraum weiter zu entwickeln. Dann geht man öfter zum regionalen Händler, braucht Handwerker – Elektriker, Tischler – aus der Region. Das könnte eine positive Auswirkung der Krise sein.
Welche Auswirkungen von Corona treffen die Immobilienwirtschaft? Gerald Gollenz ist Fachverbandsobmann-stellvertreter der Immobilienund Vermögenstreuhänder der WKO
Wir haben einen vernünftigen Immobilienmarkt in Österreich – keine überbordenden Preise, eine Vielzahl an Projekten – und wir werden ihn auch weiterhin haben. Wichtiger denn je sind die Investitionen, die getätigt werden müssen. Ich selbst bin in einer Gemeinde zu Hause, in der die Internetverbindung nicht zuverlässig ist. Videokonferenzen waren nur eingeschränkt möglich. Ein großflächiger Breitbandausbau ist jetzt wichtig – auch im letzten Winkel Österreichs sollte das Arbeiten im Homeoffice noch funktionieren – auch in Hinblick auf eine eventuelle zweite Welle.
Sollte es dazu kommen – was raten Sie Mietern oder Käufern? Sollte man sich jetzt schnell noch auf die Suche nach einer Wohnung machen?
Wenn jemand schon vor Corona eine Wohnung gesucht hat, dann kann er ruhig damit fortfahren. Aber aus Angst, überstürzte Käufe oder Verkäufe zu tätigen, hat keinen Sinn. Wer investieren will – die Immobilie ist nach wie vor Nummer 1 in Sachen Geldveranlagen –, dem rate ich, sich fern von den urbanen Zentren umzuschauen. Auch eine Bezirksstadt könnte zum Hotspot werden.
Was jetzt?
Während der Krise wurde nichts verhandelt, die Baugenehmigungen werden knapp. Viele Akten liegen auf Eis, wegen des Covid-fristengesetzes sind alle Verfahren aufgeschoben. Die Politik wäre nun gefordert, das Prozedere zu beschleunigen.
braucht
es
Während der letzten Wochen hat man das Angebot virtueller Besichtigungen verstärkt – sehen Sie den Beruf des Maklers gefährdet?
Der Anteil an EPU ist hier relativ hoch. Ich hoffe, dass die Maßnahmen der Regierung ausreichen, um sie über die Runden zu bringen.
Birgit Pichler
Ländlich, natürlich, lebenswert, schön, ruhig, traditionell, bodenständig – das sind die Begriffe, mit denen Einwohnerinnen die Region Murtal charakterisieren. Diese Eckpfeiler für ein gutes Leben sind aber noch längst nicht alles. Die Immobilien-experten Ernst Maier und Frank Leitgab über die aktuelle Situation am Markt:
Auch neue Immobilien werden aufgenommen und bestehende Liegenschaften besichtigt und verkauft.
FRANK LEITGAB: Besonders erfreulich ist natürlich die Tatsache, dass es im Bezirk Murau und auch im Murtal nur eine sehr geringe Anzahl an Erkrankten gab und wir auch schon seit einigen Wochen Corona-frei sind. In ländlichen Regionen ist es naturgemäß leichter, einen Abstand zu anderen einzuhalten und dadurch der Ausbreitung des Virus entgegenzuwirken. Bestandteil unserer täglichen Arbeit. Wir setzen jetzt natürlich umso stärker auf 360-Grad-rundgänge und eine ausführliche Beschreibung der Immobilie um dem Interessenten ein bestmögliches Bild zu bieten. MAIER: Auch bei uns wurde das in dieser Zeit sehr gut umgesetzt, wir haben Videos und 360-Grad-bilder ja schon länger auf unserer Homepage, in dieser Zeit konnten wir das Ganze verfeinern und zusätzlich haben wir Online-besichtigungen angeboten, um den Kunden unsere Immobilien trotz Ausgangsbeschränkungen zeigen zu können. Wir werden auch weiterhin diesen Service anbieten, da er für viele
Interessenten den ersten Eindruck einer Liegenschaft und eine persönliche Beschreibung dazu sehr gut wiedergeben kann. Somit können dem Liegenschaftsbesitzer und auch den Kaufinteressenten viele unnötige Besichtigungen erspart bleiben.
in
MAIER: Eine seriöse Analyse ist derzeit kaum möglich, aber persönlich meine ich, das eben diese besondere Zeit gezeigt hat, wie schön es in unserer Region ist und wie viele Vorzüge wir haben. Einen Absturz wird es nicht geben. Eher wahrscheinlich ist eine Seitwärtsbewegung der Preise. Der stetige Preisanstieg der letzten
Jahre wird etwas gebremst werden und für viele Menschen wird ein Immobilienkauf, ob als Wertanlage oder als eigenes Kleinod, noch wichtiger werden.
LEITGAB: Die Preise sind in den letzten Jahren in den Gemeinden mit guter Infrastruktur stetig ansteigend. Die Skiregionen wie etwa Turrach, Kreischberg und Lachtal haben enorm zugelegt. In Gemeinden mit starker Abwanderung und schlechter Infrastruktur sind leider stagnierende und sogar sinkende Preise zu beobachten.
MAIER: Es gibt viele Landgemeinden mit diversen Vorzügen, da kann der Kunde auswählen, ob er etwa eher zu guten Freizeitangeboten tendiert, ob er Abgeschiedenheit oder Infrastruktur in den Vordergrund für seine Entscheidung stellt. Es gibt ein sehr vielfältiges Angebot.
MAIER: Es gibt viele positive Ansätze und Entwicklungen, wie etwa die Nightline für Jugendliche oder den Ausbau der Radwege. LEITGAB: Vor allem gibt es große Bemühungen, die Abwanderung vom Land und damit verbunden den Verlust von Infrastruktureinrichtungen zu stoppen. Denn wenn es keine Schule, Kindergarten oder Einkaufsmöglichkeit im Ort gibt verliert man an Attraktivität. Vielleicht
sind gerade die letzten Monate wegweisend, um den Wert des ländlichen Lebensraumes wieder hervorzuheben und diese Bemühungen zu intensivieren.
LEITGAB: In unserer Region gibt es alles, was in schwierigen Zeiten wieder an Wert gewinnt: Nachhaltigkeit, Natürlichkeit, regionale und heimische Produkte, kurze Wege, gelebte Nachbarschaft, ein eigenes leistbares Grundstück mit einem Haus im Grünen, Waldspaziergänge direkt vor der Haustür, die Möglichkeit ein lebenswertes, gemütliches und komfortables Zuhause sein Eigen zu nennen. MAIER: Gerade in dieser Zeit hat sich gezeigt welche Vorzüge unsere Region bietet. Das persönliche Naherholungsgebiet ohne wesentliche Vorlagen und Einschränkungen liegt quasi vor der Haustür.