Das verlorene und das verheißene Paradies
Geplant für die Zeit vor Ostern, ist Alois Neuholds Ausstellung zu Gärten, Blüten und einem Paradies im Grazer KULTUM endlich zugänglich.
In einer Audioinstallation wird ein von Alois Neuhold noch vor der Ausbreitung des Coronavirus verfasster Text gelesen. Eigentlich wollte er Blumenbilder malen, doch dann habe ihn „ein Textkobold gezwickt“. Wir seien nun endgültig aus dem Paradies vertrieben, schließt der 1951 in Graz geborene Theologe und bildende Künstler, nachdem nicht allein „mediale Kälte, Erderwärmung, Artensterben und tote Böden“sich ausbreiten.
Neuholds apokalyptisch anmutender Zustandsbeschreibung entgegnet er freilich mit der künstlerischen Vision „von einem anderen Land, von einem blühenden, von Ahnungen an ein Paradies“. Und da sind nun doch die unzähligen Bilder von Blüten und Gärten in einer Ausstellung versammelt, inspiriert wohl von seinem eigenen Garten in St. Georgen an der Stiefing. Reliefartig angelegt, mit pastos aufgetragener Farbe und vielfach signiert mit „Neuvalis“weist die anklingende Reverenz weit über die Blaue
Blume der Romantik hinaus. Die Bilder von Gewächsen und Blüten sind arrangiert zum „Blumenflügelaltar für dürstende Seelen und ausgetrocknete Innergärten“, andernorts werden die Darstellungen von
Köpfen und Pflanzen zum über mehrere Räume eingerichteten Vorhof zum Paradies.
Von „Engeln“bewacht, bleibt uns das „Tor“dorthin – in dieser Ausstellung – allerdings verschlossen. „Doch die Kraft von Bildern und Gedanken“, heißt es auf einer Bildtafel, „darf nicht unterschätzt werden“. Alois Neuhold. Innergärten und Trotzdemblüten. Bis 10. Oktober im Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz. kultum.at