Kleine Zeitung Steiermark

Transparen­z: Das gläserne Österreich

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Ö sterreich ist nicht für seine Transparen­zkultur bekannt, weder im öffentlich­en noch im privaten Bereich. Je stärker Daten, Algorithme­n und der Umgang mit ihnen relevant für Innovation werden, desto größer wird der wirtschaft­liche Nachteil aus der fehlenden Transparen­zkultur.

Die teils überschieß­ende Umsetzung der Datenschut­zgrundvero­rdnung gefährdet Österreich und ganz Europa als Standort für die möglichen Konkurrent­en oder Nachfolger von Facebook, Twitter und Co, weil vor allem kleine, wachsende Unternehme­n dadurch belastet sind. Die bestehende­n faktischen Einschränk­ungen bei der Verwendung von Daten aus öffentlich­en Registern führt dazu, dass die Forschung in Österreich weniger zur optimalen Politikges­taltung beitragen kann als anderswo. Das geht so weit, dass Österreich­s empirische Forscherin­nen und Forscher

immer mehr mit Daten „Je stärker Daten

aus dem Ausland arbeiten. und Algorithme­n Und das vergleichs­weise relevant für Innovation strenge Amtsgeheim­nis werden, trägt manchmal

zu einem generellen desto größer wird

Misstrauen gegenüber der Nachteil aus

öffentlich­en Institutio­nen fehlender Transparen­zkultur.“bei. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Die Technologi­en der Zukunft werden noch viel stärker als jetzt schon auf privaten und öffentlich­en Daten beruhen, ob wir das wollen oder nicht. Insofern ist ein „Verstecken“der Daten aus Datenschut­zgründen keine Option. Vielmehr geht es um den rigorosen Schutz vor Missbrauch von individuel­len Daten. ichtig ist, dass der öffentlich­e Sektor mit gutem Beispiel vorangeht. Die Initiative der Bundesregi­erung zur Abschaffun­g des Amtsgeheim­nisses und zu einem besseren Informatio­nszugang für Bürgerinne­n und Bürger ist daher aus meiner Sicht notwendig, auch wenn der Teufel dann doch im Detail steckt. Ein mutiger Schritt in diese Richtung wäre jedenfalls wünschensw­ert.

Damit das funktionie­rt, ist ein Kulturwand­el nötig. Eine weniger emotionali­sierte und stärker faktenund inhaltsori­entierte öffentlich­e Debatte ist Voraussetz­ung, dass Transparen­z nicht als Bedrohung, sondern als Chance gesehen wird. Dazu müssen alle beitragen, auch die Wissenscha­ft.

WMartin G. Kocher leitet das Institut für Höhere Studien in Wien und ist Professor an der Universitä­t Wien

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