Der lange Kampf um ein kulturelles Erbe
Der Luckenbauerhof in Straßengel ist das älteste Privatgebäude der Großgemeinde. Sein Verfall schreitet voran. Naht die Rettung?
Die Zukunft des ältesten Gebäudes der Großgemeinde Gratwein-straßengel wird immer mehr zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Der Luckenbauerhof, ein historisches Vermächtnis aus dem 16. Jahrhundert, konnte vor einigen Jahren nach einem Bericht der Stadtzeitung G7 vor dem Abriss gerettet werden. Seitdem ist es in ein Wohnbauprojekt der Wohnbaugruppe Ennstal integriert. Doch nun befürchten Historiker und besorgte Bewohner erneut den Verfall des Hauses.
Wände sind beschmiert, ein Fensterladen ist zerstört, immer wieder wird seine Fassade zum Ziel von Ballspielen. Bürgermeister Harald Mulle spricht vom „Problem, dass manche Leute keirenate nen Respekt vor fremdem Eigentum haben“. Dabei hätte sich gerade dieses Gebäude mehr Respekt verdient: Die erste urkundliche Erwähnung ist aus dem Jahr 1535 bestätigt. Das Gratgewölbe im nördlichen Teil weist auf das 16. Jahrhundert hin, der Hausteil mit dem Holzvorbau dürfte aus der Barockzeit stammen. Kurzum: Am Fuße der Wallfahrtskirche Straßengel befindet sich ein historisches Schmuckstück.
Övp-gemeinderat Gerald Schmidt fordert nun eine Reaktion: „Die Gemeinde sollte das Gebäude zurückkaufen.“Er vermisst den ernsthaften Willen, es zu retten.
Auch der Restaurator Peter Meder und der Kunsthistoriker Horst Schweigert, die einst gemeinsam mit prominenter Unterstützung durch Willi Gabalier und der Historikerin Brenner erfolgreich gegen den Abriss wetterten, befürchten Schlimmes: „Das Haus ist arg in Mitleidenschaft gezogen. Die Zeit rennt und die Gemeinde tut nicht.“
Bürgermeister Mulle dementiert: „Wir können nur helfen, das Haus einer Nutzung zuzuführen. Ein Rückkauf ist unerschwinglich. Ich warte jetzt auf ein Konzept.“
Das Bundesdenkmalamt reagiert auf die Befürchtungen. Leiter Christian Brugger bestätigt: „Wir haben demnächst ein
Gespräch mit dem Eigentümer. In einer Begehung werden wir Mängel dokumentieren.“Rechtliche Handhabe gibt es jedoch keine, solange das denkmalgeschützte Gebäude nicht mutwillig zerstört wird.
Wolfram Sacherer, Geschäftsführer der Wohnbaugruppe Ennstal betont aber, genau das Gegenteil zu tun. „Wir versuchen, das Objekt zu erhalten.“Zuletzt habe man den Verputz heruntergeschlagen, um die Wände zu trocknen. „Ursprünglich hätte hier ein Zahnarzt ordinieren sollen, doch das Projekt war zu teuer, jetzt hoffen wir auf eine anderweitige Nutzung.“Im Raum steht eine Sanierung, um das Haus für Vereine und die Siedlungsbewohner zu nutzen – für Veranstaltungen, Kurse und Kinderprogramme. Auch er wartet auf ein Konzept.
Ob sich das Warten für das Haus noch ausgeht, bevor es zerfällt? Brugger bleibt aber optimistisch und verweist auf positive Beispiele, wie architektonischer Altbestand in Neubauten integriert werden konnte (siehe rechts).