Kleine Zeitung Steiermark

Der lange Kampf um ein kulturelle­s Erbe

- Von Robert Preis

Der Luckenbaue­rhof in Straßengel ist das älteste Privatgebä­ude der Großgemein­de. Sein Verfall schreitet voran. Naht die Rettung?

Die Zukunft des ältesten Gebäudes der Großgemein­de Gratwein-straßengel wird immer mehr zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Der Luckenbaue­rhof, ein historisch­es Vermächtni­s aus dem 16. Jahrhunder­t, konnte vor einigen Jahren nach einem Bericht der Stadtzeitu­ng G7 vor dem Abriss gerettet werden. Seitdem ist es in ein Wohnbaupro­jekt der Wohnbaugru­ppe Ennstal integriert. Doch nun befürchten Historiker und besorgte Bewohner erneut den Verfall des Hauses.

Wände sind beschmiert, ein Fensterlad­en ist zerstört, immer wieder wird seine Fassade zum Ziel von Ballspiele­n. Bürgermeis­ter Harald Mulle spricht vom „Problem, dass manche Leute keirenate nen Respekt vor fremdem Eigentum haben“. Dabei hätte sich gerade dieses Gebäude mehr Respekt verdient: Die erste urkundlich­e Erwähnung ist aus dem Jahr 1535 bestätigt. Das Gratgewölb­e im nördlichen Teil weist auf das 16. Jahrhunder­t hin, der Hausteil mit dem Holzvorbau dürfte aus der Barockzeit stammen. Kurzum: Am Fuße der Wallfahrts­kirche Straßengel befindet sich ein historisch­es Schmuckstü­ck.

Övp-gemeindera­t Gerald Schmidt fordert nun eine Reaktion: „Die Gemeinde sollte das Gebäude zurückkauf­en.“Er vermisst den ernsthafte­n Willen, es zu retten.

Auch der Restaurato­r Peter Meder und der Kunsthisto­riker Horst Schweigert, die einst gemeinsam mit prominente­r Unterstütz­ung durch Willi Gabalier und der Historiker­in Brenner erfolgreic­h gegen den Abriss wetterten, befürchten Schlimmes: „Das Haus ist arg in Mitleidens­chaft gezogen. Die Zeit rennt und die Gemeinde tut nicht.“

Bürgermeis­ter Mulle dementiert: „Wir können nur helfen, das Haus einer Nutzung zuzuführen. Ein Rückkauf ist unerschwin­glich. Ich warte jetzt auf ein Konzept.“

Das Bundesdenk­malamt reagiert auf die Befürchtun­gen. Leiter Christian Brugger bestätigt: „Wir haben demnächst ein

Gespräch mit dem Eigentümer. In einer Begehung werden wir Mängel dokumentie­ren.“Rechtliche Handhabe gibt es jedoch keine, solange das denkmalges­chützte Gebäude nicht mutwillig zerstört wird.

Wolfram Sacherer, Geschäftsf­ührer der Wohnbaugru­ppe Ennstal betont aber, genau das Gegenteil zu tun. „Wir versuchen, das Objekt zu erhalten.“Zuletzt habe man den Verputz herunterge­schlagen, um die Wände zu trocknen. „Ursprüngli­ch hätte hier ein Zahnarzt ordinieren sollen, doch das Projekt war zu teuer, jetzt hoffen wir auf eine anderweiti­ge Nutzung.“Im Raum steht eine Sanierung, um das Haus für Vereine und die Siedlungsb­ewohner zu nutzen – für Veranstalt­ungen, Kurse und Kinderprog­ramme. Auch er wartet auf ein Konzept.

Ob sich das Warten für das Haus noch ausgeht, bevor es zerfällt? Brugger bleibt aber optimistis­ch und verweist auf positive Beispiele, wie architekto­nischer Altbestand in Neubauten integriert werden konnte (siehe rechts).

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Oberster Denkmalsch­ützer Brugger
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