Kleine Zeitung Steiermark

Ich bin reif

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Ich bin Maturantin – eine der 39.960 Schüler/innen, die wochenlang für ihre Abschlussp­rüfung gelernt hatten und sie am Tag der Tage geschriebe­n und abgegeben haben. Aber das ist nichts Besonderes. Denn mit mir haben 99,9 Prozent der Maturanten um einen guten Bildungsab­schluss gekämpft.

Warum sprechen wir dann nicht darüber, dass unser Jahrgang unter den denkbar schlechtes­ten Bedingunge­n Großartige­s geleistet hat? Warum sprechen wir nicht darüber, dass Minister Faßmann unser veraltetes Bildungssy­stem doch endlich revolution­iert hat und jetzt aufgrund der fehlenden Leistung von 0,1 Prozent der Maturanten nichts als Gegenwind erfährt?

Ich weiß es nicht und ich bin traurig, dass ich eine Schülerin war, die unter Umständen keine Matura haben würde, dann doch eine Maturantin sein durfte, die ihre Matura allerdings geschenkt bekäme, und nun eine Absolventi­n sei, die ihre Prüfung eh nicht geschriebe­n hätte.

Ich habe so oft gehört, dass uns die Reife für die bestandene Reife- und Diplomprüf­ung fehle. Aber wo ist die Reife unserer Ankläger, wenn 39.960 Bemühte über einen Kamm mit den 40 „System“-ausnutzern (die es übrigens in jedem System gibt) geschert werden? Ich bin reif, weil ich unter nie da gewesenen Umständen Prüfungen absolviert habe, die für eine völlig normale Zeit ausgelegt waren. Sophia Oberlechne­r, Puchberg

am Schneeberg

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