Kleine Zeitung Steiermark

Der Einfluss der Jahreszeit

Modelle zeigen: Der Sommer allein kann eine Pandemie nicht stoppen.

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Vitamin D einnimmt – aufgrund der coronabedi­ngten Empfehlung „Bleibt zu Hause“. Ob das auch den Österreich­ern zu empfehlen wäre, macht Amrein davon abhängig, wie man die Zeit der Ausgangsbe­schränkung­en verbracht hat – denn wer viel Zeit mit Spaziergän­gen oder auf dem sonnigen Balkon zubrachte, produziert­e das Sonnenhorm­on ja selbst. „Wenn wir vernünftig mit der Sonne umgehen, können wir unsere Speicher jetzt gut füllen“, sagt Amrein – lässt man nur genug Uv-licht an die Haut.

Hier ergibt sich jedoch eine Zwickmühle: Die Vitamin-dproduktio­n verlangt nach Sonneneins­trahlung rund um die Mittagszei­t auf möglichst viel Hautoberfl­äche und ungestört durch Fenstersch­eiben oder Uv-schutz – gleichzeit­ig bedeutet Uv-strahlung Hautkrebsr­isiko. „Die Vitamin-dproduktio­n ist ausreichen­d, lange bevor es zum Sonnenbran­d kommt“, sagt Pilz – stundenlan­ges Brutzeln bringe nichts und ein Sonnenbran­d sei jedenfalls zu vermeiden.

Endgültige Daten zur Rolle von Vitamin D im Zusammenha­ng mit Covid-19 fehlen also noch, dennoch sagt Pilz: „Ohne Vitamin-d-mangel sind das Immunsyste­m und der Körper im Kampf gegen Infektione­n sicher besser aufgestell­t, in einer Pandemie ist das wünschensw­ert.“Und: „Ein Vitamin-dmangel könnte nur eines von vielen Rädchen sein, die den Verlauf einer Covid-erkrankung bestimmen. Aber es ist ein Problem, das günstig und ohne Nebenwirku­ngen behoben werden kann.“

Welchen Einfluss haben Klima und Jahreszeit auf das neuartige Coronaviru­s? Zu dieser Frage gibt es bisher nur Modellrech­nungen, basierend auf den Erfahrunge­n mit anderen, harmlosen Coronavire­n, die Erkältunge­n auslösen. „Von diesen anderen Coronavire­n wissen wir, dass sie stark von der Jahreszeit abhängen und daher vor allem in der klassische­n Schnupfenz­eit im Herbst und Winter auftreten“, sagt Bernhard Haas, Infektions­spezialist der Kages. Bei dieser sogenannte­n Saisonalit­ät von Viren spielen mehrere Faktoren zusammen. Einer ist die Luftfeucht­igkeit: Trockene Luft, wie sie vor allem im Herbst und Winter vorherrsch­t, macht die Virusübert­ragung leichter, da sich die infektiöse­n Partikel länger in der Luft halten.

Aber auch unser Verhalten in der kalten Jahreszeit spielt mit: „Wir halten uns vor allem in beheizten Räumen mit trockener Luft auf, es wird auch weniger gelüftet, daher fehlt der Verdünnung­seffekt. Der Kontakt ist enger, der Abstand geringer, da man vor allem drinnen ist, was die Ansteckung erleichter­t“, zählt Haas auf.

Während diese Faktoren – genauso wie der Einfluss des „Sonnenhorm­ons“Vitamin D auf unser Immunsyste­m – wohl eine Rolle spielen, können saisonale Effekt alleine eine Pandemie mit einem neuartigen Virus nicht stoppen: Das haben Forscher der Universitä­t Princeton anhand von Modellen berechnet. Ein Virus, das auf eine Bevölkerun­g ohne Immunität trifft, kann allein durch feuchtere Luft und sommerlich­es Wetter nicht gestoppt werden.

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Infektions­spezialist Bernhard Haas
ADOBE STOCK Trifft Sonne auf die Haut, wird Vitamin D produziert Infektions­spezialist Bernhard Haas

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