Kleine Zeitung Steiermark

Die Pr-profis in der Bilderfall­e

-

Harald Mahrer zeigt sich im Magazin „Falstaff“mit einer Magnum besten steirische­n Weins. Schlagzeil­e „Genießen wir wieder!“Dafür erntet der Präsident der Wirtschaft­skammer einen Shitstorm auf Twitter und eine Verteidigu­ng in der „Presse“. „Falstaff“-herausgebe­r Wolfgang Rosam schreibt in seinem Gastkommen­tar: „Unsere Zeit stellt die Symbolik eines Fotos über die Message. Es geht nicht darum, was man sagt, sondern, in welchem Licht es erscheint.“Was Rosam hier stört, hat ihn über Jahrzehnte zu einem der erfolgreic­hsten österreich­ischen Pr-unternehme­r gemacht. Doch Social Media überholen ihn. Das ist es, was ihn wirklich stört.

Die Symbolik des Fotos steht nicht über der Message. Weder bei Mahrer noch beim Video-bild von Strache auf Ibiza. Weder bei Christine Aschbacher­s Geldüberga­be an ein Baby noch bei der vor dem Lincoln Memorial postierten Nationalga­rde in Washington. Weder bei der Inszenieru­ng von Regierungs­auftritten in Flaggenumr­ahmung noch bei Donald Trump mit erhobener Bibel. as Bild ist die Message. Seit Marshall Mcluhans „Das Medium ist die Botschaft“von 1967 ist dies ein Grundgeset­z öffentlich­er Kommunikat­ion. Alle Pr-menschen in jedem politische­n Büro haben das verinnerli­cht – natürlich auch Rosam. Seine Karriere vollzog

Dsich in der Ära rasanter Visualisie­rung. Doch das unglücklic­h inszeniert­e Mahrerfoto wie die tollpatsch­ig arrangiert­e Aschbacher-aufnahme entspreche­n unbeabsich­tigt den Anforderun­gen von Instagram. Der bildgetrie­bene Socialmedi­a-aufsteiger ist Facebooks Angebot für die nächste Generation. iese Entwicklun­g ist für die Qualität unserer Informatio­n und Kommunikat­ion so schädlich wie alle insbesonde­re von Tempo und Kürze getriebene­n Technologi­en von SMS bis Twitter. Genauigkei­t und Tiefe unterliege­n Geschwindi­gkeit und Oberfläche. Deshalb ist Message Control für alle Akteure wichtiger denn je. Es braucht nicht einmal ein falsches Wort, es reicht ein schiefes Bild – um durchzufal­len in der Echtzeitpr­üfung des per Herdentrie­b umgehend empörbaren Publikums. Dieser Massentren­d zum aufgeschna­ppten Infohäppch­en stellt ganzheitli­che Anforderun­gen an die Profession­alität von Kommunikat­oren wie nie zuvor. Das Leid von Mahrer und Rosam besteht vor allem darin, dass ausgerechn­et ihnen der Lapsus unterlaufe­n ist. Eine doppelte Pein. Denn der einstige Prguru Rosam hat seine Agentur am Zenit ihres Erfolgs verkauft – u. a. an Mahrer. Beide kennen und können das Geschäft. Das Geschäft von gestern. Das ist ihre wahre Schmach.

Medienbera­ter Peter Plaikner

D

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria