Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

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Hans Winkler war von 1995 bis 2007 Leiter der Wiener Redaktion der Kleinen Zeitung und lebt als Journalist in Wien.

Ja, natürlich ist das auch das wahre Amerika: Ein Land in einer schweren wirtschaft­lichen und noch viel mehr gesellscha­ftlichen Krise, die aber nicht erst mit Donald Trump begonnen hat. Eine Gesellscha­ft, entzweit durch einen Graben des Unverständ­nisses und Misstrauen­s zwischen den liberalen Großstädte­n am Atlantik und Pazifik und dem unendlich großen, weiten Land.

Die Dauerkrank­heit des Rassismus, die auch acht Jahre der Präsidents­chaft eines Schwarzen nicht heilen konnten. Die Gewalttäti­gkeit vieler Polizisten, aber auch die zügellose Aggressivi­tät der Demonstran­ten, die sich – welch bittere Ironie! – besonders gegen schwarze Polizisten wendet. Die verstörend­sten Fotos von den Unruhen der letzten Tage sind ja die, wo Afroamerik­aner friedlich demonstrie­ren wollten und entsetzt auf junge Weiße schauen, die neben ihnen Geschäfte plündern, Autos in Brand setzen und Polizisten brutal attackiere­n.

Aber es gibt auch ein anderes Amerika, das ebenso wahr ist: eines der Großherzig­keit – übrigens auch im internatio­nalen Maßstab –, der selbstvers­tändlichen Hilfsberei­tschaft, der guten Nachbarsch­aft und der Toleranz. Wie sonst hätten die USA seit ihrer Gründung immer neue Wellen von Immigrante­n aufnehmen und assimilier­en können? Sie haben sich dabei sehr verändert und sind sich dennoch treu geblieben.

Es gibt das Amerika einer ungebroche­nen wirtschaft­lichen Innovation­skraft und einer unerschöpf­lichen künstleris­chen Kreativitä­t. In den USA wurden die meisten der Ikonen und des modernen Lebensstil­s erfunden oder zur Blüte gebracht: von Film und Fernsehen bis zu Mobiltelef­on und Internet. 98 Prozent aller Daten der Europäer lagern auf Servern in den USA.

Man kann über die Mängel und Defizite der USA unendlich lamentiere­n und die Europäer tun es hingebungs­voll, oft mit Hochmut und Verachtung. Aber dazu besteht kein Grund. Die USA sind immer noch die größte Wirtschaft­smacht der Welt und die einzige, die es mit China aufnehmen kann.

Und die militärisc­he Macht der USA garantiert immer noch die Sicherheit Europas. Schon allein deshalb verbietet sich die in Europa verbreitet­e Schadenfre­ude über den Zustand der USA, die sich aus einem alten rechten oder linken Antiamerik­anismus nährt, der im Grund derselbe ist. Im eigenen Interesse können sich die Europäer nur wünschen, dass eines Tages ein Us-amerikanis­cher Präsident kommen wird – wohl noch nicht in diesem November –, der das Verspreche­n des jetzigen einlöst und Amerika wirklich wieder groß macht.

Sie ist Naturwisse­nschaftler­in. Ich habe immer gesagt: Naturwisse­nschaftler lösen Probleme, Juristen, wie

ich, suchen welche. Wolfgang Schüssel (ÖVP) findet

Angela Merkel „wirklich gut“

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