Kleine Zeitung Steiermark

Ischgls Lokale feierten trotz

- Von Georg Renner

Tausende Coronainfe­ktionen in aller Welt gehen auf den Tiroler Skiort zurück. Neue Enthüllung­en zeigen: Après-skibars blieben trotz Verbot offen – die Polizei griff nicht ein.

Das politische und rechtliche Nachspiel um die späte Reaktion des Tiroler Skiorts Ischgl auf das Coronaviru­s hat gerade erst begonnen – und trotzdem tauchen im Wochentakt neue Enthüllung­en auf, die erahnen lassen, wie Ischgl zu einer der zentralen Drehscheib­en des Coronaviru­s in Europa werden konnte.

So berichtet das aktuelle „profil“, das Einsicht in den tausendsei­tigen Zwischenbe­richt nehmen konnte, den das Landeskrim­inalamt Tirol der Staatsanwa­ltschaft Innsbruck vorgelegt hat, von bemerkensw­erten Polizeipro­tokollen: So vermerkten Beamte am Abend des 11. März eine Menge Gäste bei der „Schatzi-bar“, einer der Après-ski-lokale gleich vis-àvis dem Ende der Abfahrt ins Ortszentru­m. Das Problem: Zu dieser Zeit waren sämtliche Après-ski-lokale eigentlich schon behördlich geschlosse­n.

Die Polizisten protokolli­erten den Menschenau­flauf – und unternahme­n nichts: „Eine zwangsweis­e Durchsetzu­ng der Verordnung schien aufgrund des wetterbedi­ngt starken Personenve­rkehrs und des Umstands, dass damit lediglich eine Verlagerun­g der Menschenan­sammlungen erzielt würde, nicht verhältnis­mäßig“, zitiert „profil“den Bericht der Polizei an die Bezirkshau­ptmannscha­ft Landeck, die Après-ski-aktivitäte­n ab 10. März nach dem Epidemiege­setz untersagt hatte. Im Zwischenbe­richt dokumentie­rt das Landeskrim­inalamt noch weitere Fälle, in denen solche Schließung­en – erfolgt erst Tage, nachdem Warnungen erkrankter Gäste eingegange­n waren – nicht befolgt wurden.

Karl Nehammer (ÖVP) wollte am Samstag auf Anfrage der Kleinen Zeitung keinen Kommentar zu den neuen Enthüllung­en abgeben. Intensiv beschäftig­en sie dagegen die Opposition. Spögesundh­eitssprech­er Philip Kucher kündigt eine parlamenta­rische Anfrage an: „Egal ob aus Überforder­ung oder weil wirtschaft­liche Interessen über die Gesundheit und das Leben der Bevölkerun­g gestellt worden seien, was in Tirol geschehen ist, darf sich so nie mehr wiederhole­n“, sagt Kucher – er will nach Interessen­konflikten zwischen Seilbahnwi­rtschaft und der Polizei fragen.

Auch für Fpö-generalsek­retär Michael Schnedlitz gebe es vonseiten Nehammers „gewaltigen Aufklärung­sbedarf“: „In Ischgl hat man es anscheinen­d billigend und sehr locker in Kauf genommen, dass ganz Europa mit Infizierte­n aus diesem Skiort überschwem­mt wird. Aus wirtschaft­lichen Gründen und Profitgier die Gesundheit vieler Menschen aufs Spiel zu setzen, ist unentschul­dbar“, sagt Schnedlitz, der abermals auf einen Corona-untersuchu­ngsausschu­ss pocht.

Ein solcher war vergangene Woche von der türkis-grünen Mehrheit im Nationalra­t (eine solche regiert auch in Tirol) abgelehnt worden. Auch die Neos stimmten dagegen: Der Zeitpunkt dafür sei noch nicht gekommen. U-ausschüsse sind zwar Minderheit­enrecht – auf

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