Frauen kaum im Rampenlicht der Kommunen
Die Gemeindepolitik wird in Graz-umgebung nach wie vor von Männern dominiert. Ob die Wahlen am 28. Juni eine Veränderung bringen?
Bei den Gemeinderatswahlen am 28. Juni werden die Karten am politischen Spielbrett des Bezirks neu gemischt. Spielerisch einfach ist Politik ohnehin selten, besonders schwierig ist das Feld aber für die weiblichen Vertreter.
Derzeit agieren nur zwei Damen in den 36 Gemeinden von Grazumgebung als Bürgermeisterinnen: Waltraud Walch in Doblzwaring und Barbara Walch in Wundschuh _ nicht verwandt und nicht verschwägert. Aber doch im selben Boot.
Waltraud Walch ist seit etwas mehr als einem Jahr Nachfolgerin von Langzeitbürgermeister Anton Weber. „Kommunalpolitik ist immer noch eine Männerdomäne“, sagt sie, „aber junge Frauen rücken in den Gemeinderäten nach“, stellt sie fest. Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, sei für viele dennoch ein Problem. „Meine Kinder sind schon groß, vorher wäre der Vollzeit-bürgermeisterposten nicht möglich gewesen.“Mit Klischees kämpft auch die tuffe Ortschefin: „Am Vormittag
allein in ein Wirtshaus zu gehen, sorgt für schiefe Blicke. Frauen sieht man da eher im Kaffeehaus.“
Ihre Kollegin Barbara Walch, seit zwei Jahren im Amt, ist Mutter dreier Kinder. Auch sie hat mit Karl Brodschneider einen Langzeitbürgermeister beerbt, und führt die Gemeinde nun mit frischem Schwung. Starke Frauen gibt es – trotz des Wechsels von Bezirkshauptfrau Angelika Unger ins politische Büro von Landesrat Christopher Drexler – eine ganze Menge im Bezirk. Eva Maria Theiler etwa, die die Grünen in Lieboch anführt, Stephanie Kabon und Barbara Feldgrill, die sich in Listen in Gratkorn bzw. Frohnleiten engagieren oder die Gratweinstraßengler Vizebürgermeisterin Doris Dirnberger.
In den 36 Gemeinden wird es künftig 716 Gemeindevertreter geben. Grob gerechnet wuchs GU seit 1950 um tausend Menschen pro Jahr. In den letzten fünf Jahren gab es ein Plus von mehr als 7000 Frauen, Männern und Kindern. Bleibt abzuwarten, ob das auch den Zuwachs von Bürgermeisterinnen stärkt.