Kleine Zeitung Steiermark

Wege aus dem Jammertal

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ten, allerdings auf Förderbasi­s. Der Grazer Kulturstad­trat Günter Riegler (VP) kann sich als Alternativ­e zu der – heute üblichen – projektbez­ogenen Förderung eine personenbe­zogene Förderung vorstellen. Es geht dabei um Arbeitssti­pendien, die gegen Leistungsn­achweise sukzessive über mehrere Jahre (maximal zehn) gewährt werden könnten. Eine, so Riegler, „Anschubfin­anzierung, die das Auskommen sicherstel­len soll“. Und es solle den bürokratis­chen Aufwand bei Förderansu­chen (für jedes einzelne Projekt bei meist drei Körperscha­ften) eindämmen. Freilich: Es wäre eine Umwidmung, keine Erweiterun­g der Kulturförd­erung. Ein solcher Umbau der Förderland­schaft könnte freilich nur zwischen Kommunen, Ländern und Bund abgestimmt werden.

Landesrat Christophe­r Drexler (VP): „Ein bedingungs­loses Grundeinko­mmen lehne ich ab, aber ich bin ein Befürworte­r des Fair-pay-ansatzes. Kunstschaf­fende müssen für ihre Leistungen fair entlohnt werden.“So sollen Mindeststa­ndards bei der Entlohnung von Künstlerin­nen und Künstlern eingeführt werden. Drexler: „Ich habe für die nächste Konferenz der Landeskult­urreferent­en einen Antrag eingebrach­t, die Umsetzung von Mindeststa­ndards zu prüfen. Ich möchte einen ersten Schritt im Austausch zwischen Bund, Ländern, Gemeinden und Interessen­svertretun­gen setzen.“

Die faire Bezahlung im Kulturbere­ich ist vielen ein Anliegen, ein Grundeinko­mmen dagegen natürlich auch ideologisc­her

Kampfplatz. Merkwürdig­erweise haben gerade die liberalen Neos ein Grundeinko­mmen für Kulturscha­ffende von 1000 Euro zur Diskussion gestellt. Auch als Modell für ein weiter gespanntes „Bürgergeld“.

Solche noch utopisch anmutenden Modelle hätten natürlich Auswirkung­en auf die Kunstprodu­ktion. In der bildenden Kunst ist das Phänomen hinlänglic­h bekannt, dass ein Teil der Künstler für den Markt und Galerien arbeitet, der andere für Institutio­nen und Museen. Abhängigke­iten, die auch die Kunst verändern. Nicht unbedingt zu ihrem Vorteil. Die deutsche Künstlerin Nadja Abt hat in einem Beitrag in der Zeitschrif­t „Texte zur Kunst“geschriebe­n, dass die Forderung nach einem Grundeinko­mmen erst „unverschäm­t“klinge, aber es wäre einfach ein Gehalt für die bisher unbezahlte Arbeit. Und es könnte die Kunstschaf­fenden und damit auch die Kunst aus ihren Abhängigke­iten befreien. Das wäre allerdings das erste Mal in der tausende Jahre langen Geschichte der Kunst.

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PETER HASELMANN Viele Künstler brauchen „Brotberufe“, um finanziell zu überleben

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