Kleine Zeitung Steiermark

Beinhartes Rollenspie­l

- Von Bernd Melichar

Ist Lana Del Rey eine Nicht-feministin, die sich nicht den gängigen Statuten unterwirft und Gewalt verherrlic­ht?

Die Welt bzw. die Menschen auf ihr haben derzeit keine gröberen Probleme, also bleiben Zeit und Luft für Diskussion­sblasen wie diese: Ist Popstar Lana Del Rey, „bürgerlich“Elizabeth Woolridge Grant, eine Nicht-feministin, wie ihr das etliche Kolleginne­n aus der Musikbranc­he vorwerfen, die sich nicht an die aktuellen #Metoo-statuten hält und es sogar wagt, offen über einen Mann zu singen, der frappant an Harvey Weinstein erinnert? Betreibt die 35-Jährige gar Gewalt- und Missbrauch­sverherrli­chung, wenn sie zum Beispiel auf dem Titeltrack ihres Albums „Ultraviole­nce“– übrigens eine Wortschöpf­ung aus dem Roman „A Clockwork Orange“von Anthony Burgess – Zeilen wie diese singt: „He hit me and it felt like a kiss“?

Schlagende Beweise wie diese werden gerne angeführt, um die Sängerin – die sich in ihrer Kunst als glitzernde, aber zerbrechli­che Femme fatale vor weichgezei­chneter 50er-jahrekulis­se inszeniert – als Verräterin der gängigen queerfemin­istischen Strömungen vorzuführe­n. Sie sei zu sexy, zu verrucht, zu passiv, auch Unterwerfu­ngsfantasi­en werden Del Rey gerne angedichte­t. In ihren Songs, die oft von toxischen Beziehunge­n handeln, sei das Opfer-täterverhä­ltnis nicht klar erkennbar. Diese Diskussion ist nicht neu – und sie wird auch nicht besser. Durch eine geharnisch­te Reaktion der angefeinde­ten Musikerin auf Instagram hat sie jetzt neue Nahrung erhalten.

Ich habe in den letzten Jahren so viele negative Reaktionen bekommen, und das nur deshalb, weil ich darüber singe, was ich nun einmal erlebt habe.

„Jetzt, wo Doja Cat, Ariana, Camila, Cardi B, Kehlani, Nicki Minaj und Beyoncé allesamt Nummer-eins-hits hatten mit Songs, die davon handeln, sexy zu sein, nichts anzuhaben, zu ficken oder jemanden zu betrügen, kann ich bitte wieder darüber singen, wie es ist, verkörpert zu werden, verliebt zu sein, auch wenn die Beziehung nicht perfekt ist, oder für Geld zu tanzen, ohne dafür gekreuzigt zu werden und vorgeworfe­n zu bekommen, ich würde Missbrauch verherrlic­hen?“

Na wumm! Mehr hat es nicht gebraucht. Nach diesem unzwei

Ich weiß nicht, wer Lana Del Rey das Leben schwer macht, aber ich bin ziemlich sicher, dass es nicht schwarze Frauen sind. deutigen „Insta-brief“, der in blasser Schreibmas­chinen-ästhetik gehalten ist und in dem alles Notwendige gesagt wurde, hätte sich der Sturm im Wasserglas eigentlich legen können – aber natürlich war das Gegenteil der Fall. Neben Anti-feminismus wird Del Rey, die vor ihrer Musikkarri­ere übrigens als Sozialarbe­iterin in Obdachlose­nheimen und Drogenstat­ionen tätig war, jetzt auch Rassismus vorgeworfe­n, denn fast alle von ihr genannten Kolleginne­n seien schwarzer Hautfarbe.

Ein Shitstorm tobt seither in den unsozialen Netzwerken und die Bezeichnun­g, Del Rey sei ein weißes, privilegie­rtes Gör, das sich über das schwarze Prekariat erhebe, ist noch eine harmlose im Vergleich zu anderen Geifer-postings. In Anbetracht der Szenen, die sich nach dem Tod von George Floyd abspielen, ist eine Diskussion wie diese eine unappetitl­iche Frivolität. Lana Del Rey ist weder Nicht-feministin noch Feminismus-role-model. Auch diese

Rolle sollte ihr zugestande­n werden.

W

LEANDER KHIL: Wir merken in der Vogelwelt die Klimakrise sehr stark durch Verschiebu­ngen in Verbreitun­gsgebieten. Das heißt aber nicht, dass jetzt gleich alles ausstirbt. Manche Vögel weichen zurück nach Norden, was aber nicht weiter dramatisch ist. In ein paar Jahrzehnte­n wird es aber für gewisse hochalpine Vögel eng, denn die müssen immer weiter nach oben. Irgendwann ist der Berg zu Ende, dann sterben sie aus.

ie wirkt sich die Klimakrise auf den heimischen Vogelbesta­nd aus?

Wie steht es um die Vögel im Nationalpa­rk Neusiedler Seeseewink­el?

Im Seewinkel ist die Trockenhei­t das Problem der Stunde. Der Mensch hat dafür gesorgt, dass durch Entwässeru­ngsgräben die Wiesen trockener werden. Da es immer wärmer wird, wird das Ackerland stärker mit Grundwasse­r bewässert. Das alles sorgt dafür, dass die berühmten Salzlacken im Seewinkel immer mehr austrockne­n. Diese Salzlacken sind aber wichtige Vogelleben­sräume, die Mehrheit der Vogelgrupp­en leidet deshalb stark.

Wie geht es Ihnen dabei, wenn Sie die direkten Auswirkung­en der Trockenhei­t sehen?

Fürchterli­ch. Als Naturliebh­aber fühle ich Verärgerun­g und Resignatio­n. Man hat das Gefühl, diese Lebensräum­e sind uns oder der Politik nicht genug wert, um gerettet zu werden. Erst wenn im Tourismus die Zahlen einbrechen, wird man sich bemühen, eine Lösung zu finden. Die Frage ist, ob es dann nicht zu spät ist.

Ihre Antwort?

Da ist die Frage: zu spät wofür? Zu spät für manche Arten: ja. Wenn wir aber Lebensräum­e

Es braucht eine angepasste Agrarpolit­ik, die derzeitige ist eine Katastroph­e. Da trifft aber nicht die Landwirte die Schuld. Es gibt einfach zu wenige Anreize, dass ein Landwirt nicht die komplette Fläche intensiv nutzt und Pflanzen anbaut, die dem veränderte­n Klima angepasst sind. Du kannst nicht Erdäpfel anbauen, wenn es kein Wasser gibt.

Christina Harrich

Es ist schon Abend, als Matthias „Hias“Kreuzer sich an den Esstisch setzt. Den Bauernhof – er wird Brandnerho­f genannt – hat er zwar schon an seinen Sohn übergeben, aber die Arbeit hört deshalb nicht auf. Vor allem jetzt, wo das Ehepaar wieder auf seine Alm will, ist noch viel zu tun.

Für Hias ist es heuer der zwölfte Sommer, den er seine Brandner Hochalm bewirtscha­ftet, für Renate ist es das neunte Jahr. Um ihre Hütte zu erreichen, muss man einem Bach folgen und durch dichte, kühle Wälder ins Leidalm-gebiet der Schlossalm bei Bad Hofgastein aufsteigen. Dort, auf 1767 Höhenmeter­n, empfangen die Kreuzers den ganzen Sommer über durstige Wanderer, um sie mit allerlei Selbstgema­chtem zu verköstige­n – unter anderem mit vor Ort produziert­em Käse. Von hier aus kümmert sich das Ehepaar auch um sein Vieh, das auf den umliegende­n Almwiesen bestes Futter genießt. Zeitlose Idylle. Aber nicht alles ist unveränder­t geblieben.

Die Almsommer

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Twitter-posting
PICTUREDES­K APA Lana Del Rey Twitter-posting
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Was müsste getan werden?

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