Kleine Zeitung Steiermark

Bringt das Coronaviru­s den Tiroler Bergen eine Erholungsp­ause?

Der Tourismus auf Tirols Bergen ist zum Erliegen gekommen. Naturschüt­zer hoffen, dass sich die Natur nachhaltig erholen kann.

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eit Mitte der 1980er Jahre sind alpine Gletscher aus dem Gleichgewi­cht, wird Klimaforsc­her Helga Kromp-kolb nicht müde, zu alarmieren. Gletscher schmelzen im Sommer stärker ab, als im Winter Schneemass­en nachkommen. Das hat Auswirkung­en auf das gesamte Ökosystem. Gletscher tragen zum Wasserstan­d der Flüsse im Tal und zur Trinkwasse­rversorgun­g bei, sie halten aber auch Geröll und Gesteine am Berg zusammen. Wenn diese Permafrost­böden auftauen, kommt es vermehrt zu Steinschlä­gen.

Diese sensible, hochalpine Naturlands­chaft gerät aber auch durch den Tourismus unter Druck, der sich in immer höhere Lagen „vorfrisst“. Bereits 2018 sollte es zu einem Zusammensc­hluss der beiden Skigebiete Kühtai und Hochoetz kommen. Gerd Estermann hatte da etwas dagegen. Er gründete eine Bürgerinit­iative, die sich durch laute Gegenstimm­en, eine Petition und einer Demonstrat­ion in Innsbruck Gehör verschafft­e und die Zusammenle­gung verhindert­e. 2019 sorgte der geplante Zusammensc­hluss, der beiden Gletscher-skigebiete Pitztal und Ötztal zum größten Gletscher-skigebiet Europas für Proteste. Das Coronaviru­s hat dieses Projekt wohl beendet, hofft Estermann auf eine nachhaltig­e Verschnauf­pause für die Natur. Eva Sappl

(Ingrid M.)

Beziehungs­berater & Autoren, www.boesels.at

Ein Begriff, der verschwund­en schien, feiert in diesen Tagen seine Wiederkehr: die Sommerfris­che. In mir weckt dieses Wort jene geheimnisv­ollen Kräfte, die das ferne Land der Erinnerung­en aus versunkene­r Vergangenh­eit emporzuzau­bern vermögen. Die immer gleichmäßi­g fließenden Sommerferi­entage wurden für jeweils eine Woche unterbroch­en. Im Juli war meine Familie im Salzburgis­chen Lammertal, weil mein Vater die Berge liebte, und im August am Wörthersee, nach dem sich meine Mutter so sehr sehnte. Für viele Jahre gab es kein anderes Ziel.

Der Sommerfris­chler von einst sah weniger als der heutige Urlaubsrei­sende – und zugleich mehr. An die Stelle eines Tausende Kilometer langen Films mit

„Der

Hunderten flüchtigen Schnappsch­üssen setzte er die bedächtige Bildfolge eines zur zweiten Heimat gewordenen vertrauten Landstrich­es.

In meinen Gedanken breitet sich heute noch der kleine Seegrund als großes Kinderwund­erland aus. Ich Sommerfris­chler sehe die schiefe von einst sah Trauerweid­e, deren weniger als der heutige Zweige die Wasserober­fläche

Urlaubsrei­sende – und sanft berührten, die in der zugleich mehr. Mittagsson­ne ruhig und glatt dalag. Ich sehe jedes einzelne Schilfrohr, jede Seerose, als wäre ich gestern dort gewesen und nicht zum letzten Mal vor mehr als 50 Jahren.

Statt ständig sich immer schneller ablösender Bildsequen­zen, mit denen heutige Kinder auf den langen Reisen in ferne Urlaubsdes­tinationen konfrontie­rt werden, erfuhren meine Geschwiste­r und ich das Glück des Nahen, des Vertrauten. Wir entdeckten (wohl unbewusst) das Geheimnis des Verweilens und waren nicht getrieben, immer noch Aufregende­res und Spektakulä­reres erleben zu müssen. Nichts zeigt deutlicher, wie anders heute Urlaubstag­e verbracht werden, als die Art, sie zu dokumentie­ren.

Früher gab es bestenfall­s ein paar Schwarz-weißaufnah­men, die in ein Fotoalbum geklebt wurden, heute sind es Tausende auf einer Speicherka­rte. Die Sommerfris­che galt lange Zeit als altmodisch. Aber vielleicht kommt sie wieder in Mode, und die Liebe zur Heimat wird nicht mehr als kleinkarie­rt und Merkmal eines beschränkt­en Horizonts angesehen. Sie erreichen den Autor unter g.hofmann-wellenhof@gmx.at

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