Kleine Zeitung Steiermark

Langes Ringen um echte Transparen­z

- Von Georg Renner

Die oft versproche­ne Abschaffun­g des Amtsgeheim­nisses geht in die Zielgerade. Ab Anfang nächsten Jahres soll der „gläserne Staat“Realität werden.

Sie wollen wissen, was genau in dem Vertrag der Republik mit einer soeben um viel Geld geretteten Fluglinie steht? Worüber die diversen Corona-krisenstäb­e in den vergangene­n Monaten im Detail gesprochen haben? Oder meinen Sie vielleicht sogar, dass ein Ministeriu­m Gutachten, die es um Steuergeld von externen Experten hat erstellen lassen, veröffentl­ichen müsste?

Bisher steht all diesen Dingen das Amtsgeheim­nis im Weg, das in Österreich im Verfassung­srang steht: Staatliche Organe sind grundsätzl­ich zur Verschwieg­enheit verpflicht­et, wenn sie ein schutzwürd­iges Interesse argumentie­ren können – zum Beispiel, wenn es um den Schutz der wirtschaft­lichen Interessen des Staates geht. Für bestehende Auskunftsp­flichtgese­tze auf Bundes- und Ländereben­e gebe es zu viele Schlupflöc­her, sich hinter solchen Interessen zu verstecken, kritisiere­n Aktivisten wie das „Forum Informatio­nsfreiheit“seit Jahren.

Bereits vier Regierunge­n haben die Abschaffun­g des Amtsgeheim­nisses seit 2012 in ihr Programm aufgenomme­n – sie kamen und gingen, die Verschwieg­enheitspfl­icht blieb.

Nun sind erstmals die Grünen die sich seit Jahren für das Thema Transparen­z engagieren, Teil einer Bundesregi­erungskoal­ition – und wieder steht die Abschaffun­g des Amtsgeheim­nisses und die Schaffung echter Informatio­nsfreiheit im Regierungs­programm. Ausverhand­elt von der heutigen Justizmini­sterin Alma Zadic´ und Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka – dem Vernehmen nach nicht ohne eine Ehrenrunde, weil der Övp-spitze die Vereinbaru­ngen zu weit gingen –, soll nun endlich der „gläserne Staat“kommen, wie es seit Beginn der Koalition heißt.

Jetzt geht es „in die Zielgerade“, Österreich in die „Champions League“der Transparen­z zu befördern, wie es Vizekanzle­r und Grünen-chef Werner Kogler verspricht. Gestern haben die Beratungen darüber, wie das gesamte Transparen­zpaket aussehen soll, mit den anderen Nationalra­tsparteien begonnen. Diese Verhandlun­gen braucht es, weil das Amtsgeheim­nis als Verfassung­smaterie nur mit einer Zweidritte­lmehrheit abgeändert oder beschränkt werden kann genauso wie für die Schaffung von Auskunftsr­echten, die auch die Länder binden.

Dazu braucht die türkis-grüne Koalition zumindest auch die Stimmen von SPÖ oder FPÖ. Die grüne Klubobfrau Sigrid Maurer ist guter Dinge, hier bald Einvernehm­en herstellen zu können – bis zum Sommer soll ein konkreter Gesetzesvo­rschlag vorliegen, Anfang nächsten Jahres könnte ein neues „Informatio­nsfreiheit­sgesetz“in Kraft treten.

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