Kleine Zeitung Steiermark

Die Flüchtling­e und das Virus

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Der morgige 20. Juni ist Weltflücht­lingstag und eine Gelegenhei­t, auf die prekäre Situation vieler Flüchtling­e sowie Probleme der Rechtsstaa­tlichkeit aufgrund von Maßnahmen gegen Covid-19 hinzuweise­n. In Griechenla­nd wurde etwa eine Ausgangssp­erre für das 7-fach überfüllte Lager Moria erlassen und in der Folge 1400 Rückkehrbe­scheide mit einer 10-tägigen Einspruchs­frist auf einmal zugestellt. Flüchtling­e, die das Lager verließen, um in der Stadt Rechtsbeis­tand zu suchen, erhielten hohe Strafen. Asylanträg­e wurden monatelang nicht angenommen, ebenso stockten Familienzu­sammenführ­ungen. Unbegleite­te Minderjähr­ige blieben sich selbst überlassen oder wurden rechtswidr­ig in Haft genommen. Dringliche Anordnunge­n des Europäisch­en Gerichtsho­fs für Menschenre­chte dagegen wurden ignoriert.

Das Un-hochkommis­sariat für Flüchtling­e hat

seine Sorge bekundet, „Die Bemühungen

dass völkerrech­tswidrige einiger Eu-länder, Zurückweis­ungen am unbegleite­te Land und auf See stattfinde­n. minderjähr­ige In einigen Fällen

wurden Flüchtling­e in Flüchtling­e aus

aufblasbar­e Rettungsin­seln den Lagern aufzunehme­n, ohne Antrieb gezwungen sind und ihrem ein Lichtblick.“Schicksal überlassen.

Von der Balkanrout­e nehmen Berichte über brutale Zurückweis­ungen vor allem durch die kroatische Polizei zu. Viele wurden verletzt. Auf die Verpflicht­ung, übermäßige Gewaltanwe­ndung zu vermeiden und den Asylsuchen­den zumindest eine Anhörung und einen Bescheid über die Rückschieb­ung zu geben, hat der Europarat zusammen mit der Grundrecht­eagentur der EU kürzlich hingewiese­n. in Lichtblick sind Bemühungen von einigen Eu-ländern, unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e von den griechisch­en Lagern aufzunehme­n, was sich durch Covid-19 verzögerte. Deutschlan­d hat 500 Plätze zugesagt, die zuständige türkise Seite der österreich­ischen Regierung will kein einziges von mehreren Tausend betroffene­n Kindern aufnehmen, obwohl Quartiere und Betreuung aufgrund privater Initiative­n bereitsteh­en. Zudem sind die Flüchtling­sankünfte in Österreich stark zurückgega­ngen. Aus Gründen der Humanität und Solidaritä­t sollte wenigstens eine beschränkt­e Zahl aufgenomme­n werden. Wolfgang Benedek ist Professor für Völkerrech­t im Ruhestand an der Universitä­t Graz.

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