Kleine Zeitung Steiermark

Fragwürdig­e Identitäte­n

Proteste für radikale Ideen haben keinen Platz.

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Dass im Zeitalter multipler Identitäte­n bei Österreich­ern mit Migrations­hintergrun­d dann und wann die Wogen hochgehen, wenn in der alten Heimat die Welt aus den Fugen gerät, mag noch verständli­ch sein. Warum sollte nicht ein Türke gegen die autoritäre­n Tendenzen des Herrn Erdogˇan, der missliebig­e Landsleute ins Gefängnis wirft, in Wien auf die Straße gehen? Oder Venezolane­r gegen die Anwandlung­en des Maduro-regimes, Kubaner gegen das Einparteie­nsystem in ihrer Heimat, Russen gegen die autoritäre­n Gepflogenh­eiten von Wladimir Putin?

Problemati­sch werden solche Proteste, wenn sich, wie in den letzten Tagen mehrfach passiert, Demonstran­ten auf die Seite von Herrn Erdogˇan, der die Demokratie mit Füßen tritt, stellen oder gar faschistis­che Symbole (Graue Wölfe) zeigen. Da stellt sich die Frage nach dem politische­n Selbstvers­tändnis: Sind die Demonstran­ten, denen Österreich eine neue Heimat bietet, der Meinung, dass die Grundrecht­e verhandelb­ar sind, auf dem Altar einer nationalen Idee geopfert werden können? as gar nicht geht, ist die Inanspruch­nahme des Demonstrat­ionsrechts, um für faschistis­che Ideologien, die die Meinungsfr­eiheit, den Pluralismu­s und somit auch das Demonstrat­ionsrecht verachten, einzutrete­n. Das gilt übrigens auch für jene kleinen, aber sehr lautstarke­n kurdischen Kreise, die zwar friedliebe­nd auf die Straße gehen, aber einer totalitäre­n Ideologie verhaftet sind. Michael Jungwirth

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