Das Genie der versengten Milliarden
Noch Mitte Mai war man in einem Wiener Nobelrestaurant bester Laune. Hatte man doch am ersten Abend der Coronaöffnung auch einen Geburtstag zu feiern. Die Gäste scharten sich vor allem um den fast zwei Milliarden Euro schweren Star: Markus Braun, damals noch CEO von Wirecard und bewunderter Genius der bargeldlosen Zahlungswelt. Nun ist Wirecard pleite und Braun zwar für fünf Millionen Euro Kaution aus der Haft entlassen, aber mit Auflagen samt Unschuldsvermutung in München aufhältig, und er ist um einiges ärmer. Wie auch etliche Herrschaften der illustren Feierrunde. Denn auch im Mai hat so mancher noch auf Wirecard-aktien gesetzt. Dabei mahnt ein Börsensprichwort: Never catch a falling knife!
Um die Schnittwunden, die sich die nach der Wirecard-aktie greifenden Hände geholt haben, muss man sich nicht mitleidig sorgen. Denn zu diesem Zeitpunkt muss schon ein gerüttelt Maß an bedenkenloser Raffgier die gebotene Vorsicht übertroffen haben. Mitte Mai war Wirecard schon ein scharf fallendes Messer und der Kurs gegenüber drei Wochen vorher von fast 140 Euro auf unter 77 Euro heruntergerasselt. Wer da trotz Kpmg-sonderprüfung noch Brauns Beteuerungen vertraute, dass alles paletti sei, muss schon sehr von seinem vermeintlichen Charisma geblendet gewesen sein. Die Beteuerungen klingen im Nachhall umso zynischer, seit Braun nun den Hut nehmen musste, weil die Wirtschaftsprüfer von EY auf einer Kontoposition in Asien verbuchte 1,9 Milliarden Euro auch bei genauestem Suchen nicht finden konnten.
Die Aktie stürzte binnen Tagen von rund 100 auf nahezu null, 14 Milliarden Euro Börsenwert lösten sich für Anleger praktisch in nichts auf. Zufällig soll die Bank of China als erste ihre Kredite bei Wirecard fällig gestellt haben, die zum Insolvenzantrag führten, was Gerüchte über gezielte Zerschlagung nährt. In jedem Fall ist die Pleite ein Megaskandal mit enormer krimineller Energie, welche die Ey-prüfer zu ihrer eigenen Verteidigung einem betrügerischen Netzwerk vorwerfen. Was übersahen Vorstand, interne Revision und Prüfungsausschuss? Wohin schauten Stefan Klestil und die anderen Aufsichtsräte? Ein Zwei-milliarden-konto checkt man nicht erst zum Bilanzstichtag! Die deutsche Finanzaufsicht Bafin ging juristisch gegen Journalisten der britischen „Financial Times“vor, die Wirecard der Unregelmäßigkeiten bezichtigt hatten, anstatt bei Wirecard global unter die Decke zu schauen.
Schande für Bafin: Die erste Pleite im DAX! Zum Einzug in die Corona der deutschen Börsenunternehmen prahlte Braun: „Das Größte liegt noch vor uns.“Der Lehrersohn und Wirtschaftsinformatiker der WU Wien hatte sein Geschäft des bargeldlosen Zahlungsverkehrs auf steiles Wachstum und globale Vernetzung angelegt. Der Schein aber wirkte perfekt, und so schauen die klingendsten Namen am Finanzmarkt als
Der Wiener Markus Braun griff als Fintech-guru nach Börsen-sternen. Nun brach sein Kartenhaus mit gigantischem Finanzskandal ein.
Wer ist Mr. Wirecard?