Das Telefon als datengieriger Spion
Handys sind zu multifunktionalen Begleitern und peniblen Beobachtern unseres Alltags geworden. Die Daten, die sie sammeln, formen unsere
digitale Wirklichkeit.
Siri stellt sich dumm. Die Frage „Sammelst du Daten?“perlt an der virtuellen Telefonassistentin ab: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das verstanden habe.“– Seltsam. Sonst versteht und weiß das Wunderding doch auch alles ... Aber man kennt diese Abwehrreaktion aus Untersuchungsausschüssen und Gerichtsverhandlungen, wenn sich Zeugen der Aussage entschlagen, um sich nicht selbst zu belasten.
Denn Sprachassistenten wir Siri oder ihre Amazonverwandte Alexa sind längst nicht nur allzeit willige Informationslieferantinnen, sondern auch „überaus aktive Abhöreinrichtungen“, wie Helmut Spudich in seinem aktuellen Buch „Der Spion in meiner Tasche“warnt. Der It-experte beschreibt darin umfassend die Wirkkraft der vielen Datenstaubsauger, die in den handlichen, tragbaren Telefonen verbaut sind. In Form millimeterkleiner, aber hochempfindlicher Sensoren sammeln sie unentwegt Informationen über ihre Umgebung und ihre User. Sie hören, fühlen, messen, sehen – und vor allem verknüpfen sie die so erhobenen Daten miteinander und fügen sie wie bei einem Puzzlespiel zu einem Gesamtbild zusammen.
Man kann sich das wie die Funktionsweise der in die Smartphones integrierten Kameras vorstellen, die auf eine hochkomplexe Gesichtserkennungssoftware zurückgreifen. Vordergründig eine Erleichterung zum kontaktlosen Entsperren des Geräts – im Hintergrund aber rechnen mehrere Kameras und Infrarotsensoren an einer dreidimensionalen Darstellung des Gesichts.