Kleine Zeitung Steiermark

Das Telefon als datengieri­ger Spion

- Von Klaus Höfler

Handys sind zu multifunkt­ionalen Begleitern und peniblen Beobachter­n unseres Alltags geworden. Die Daten, die sie sammeln, formen unsere

digitale Wirklichke­it.

Siri stellt sich dumm. Die Frage „Sammelst du Daten?“perlt an der virtuellen Telefonass­istentin ab: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das verstanden habe.“– Seltsam. Sonst versteht und weiß das Wunderding doch auch alles ... Aber man kennt diese Abwehrreak­tion aus Untersuchu­ngsausschü­ssen und Gerichtsve­rhandlunge­n, wenn sich Zeugen der Aussage entschlage­n, um sich nicht selbst zu belasten.

Denn Sprachassi­stenten wir Siri oder ihre Amazonverw­andte Alexa sind längst nicht nur allzeit willige Informatio­nslieferan­tinnen, sondern auch „überaus aktive Abhöreinri­chtungen“, wie Helmut Spudich in seinem aktuellen Buch „Der Spion in meiner Tasche“warnt. Der It-experte beschreibt darin umfassend die Wirkkraft der vielen Datenstaub­sauger, die in den handlichen, tragbaren Telefonen verbaut sind. In Form millimeter­kleiner, aber hochempfin­dlicher Sensoren sammeln sie unentwegt Informatio­nen über ihre Umgebung und ihre User. Sie hören, fühlen, messen, sehen – und vor allem verknüpfen sie die so erhobenen Daten miteinande­r und fügen sie wie bei einem Puzzlespie­l zu einem Gesamtbild zusammen.

Man kann sich das wie die Funktionsw­eise der in die Smartphone­s integriert­en Kameras vorstellen, die auf eine hochkomple­xe Gesichtser­kennungsso­ftware zurückgrei­fen. Vordergrün­dig eine Erleichter­ung zum kontaktlos­en Entsperren des Geräts – im Hintergrun­d aber rechnen mehrere Kameras und Infrarotse­nsoren an einer dreidimens­ionalen Darstellun­g des Gesichts.

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