Damoklesschwert über dem Great Barrier Reef
Noch in diesem Jahr soll die Unesco ein besonders kritisches Auge auf die Gesundheit des Great Barrier Reef werfen. Fällt das Urteil negativ aus, könnte das Riff als „gefährdetes Welterbe“eingestuft werden. Für Australien wäre das eine Blamage, eine Überraschung wäre es aber wohl nicht. Denn selbst ein Bericht der australischen Regierung zeichnete 2019 ein düsteres Bild für die Zukunft des Riffs. So stufte man die Aussichten für das Great Barrier Reef von „schlecht“auf „sehr schlecht“herab.
Das Great Barrier Reef ist das größte Korallenriff der Erde. Es erstreckt sich über 2300 Kilometer entlang der Nordostküste Australiens und besteht aus über 3000 Einzelriffen, die die Heimat von 1500 Fischspezies und 400 Korallenarten bilden. Die Gesundheit der Korallen ist seit Jahren ein Thema: Neben Abwässern aus der Landwirtschaft und den Dornenkronenseesternen schwächen Stürme und Sedimente aus Hafenanlagen die Nesseltiere. Zudem feuert der Klimawandel in den vergangenen Jahren die Erwärmung der Meere an. Die erhöhten Wassertemperaturen führen zu häufigeren Bleichen der Korallen. Nachdem Australien in den vergangenen Jahren mehrere Hitzerekorde gebrochen hat und das Riff bereits zweimal in Folge gebleicht ist, starben bereits Tausende Korallen.
In den vergangenen Monaten machten Forscher nun erneut schockierende Beobachtungen: So stellten sie bei Untersuchungen von über tausend Einzelriffen fest, dass eine „weitere starke Bleiche alle drei Regionen des Great Barrier Reef getroffen“hat, „den nördlichen, zentralen und einen großen Teil des südlichen Sektors“, wie
Terry Hughes, ein Korallenexperte der australischen James-cook-universität, erklärte. Der südliche Teil war bei den vergangenen zwei Bleichen 2016 und 2017 verschont geblieben.
Die Organisationen Earthjustice und Environmental Justice Australia machen die australische Regierung nun in einem Bericht für das Sterben der Korallen verantwortlich, da sie keine ausreichenden Maßnahmen gegen den Klimawandel ergriffen habe. Australien müsse „starke Klimaschutzmaßnahmen“ergreifen und seine „Hingabe zu fossilen Brennstoffen“reduzieren, so Noni Austin, eine Anwältin des internationalen Programms von
Earthjustice.
Die Unesco hatte bei ihrer letzten Überprüfung vor fünf Jahren nach einer massiven Kampagne der australischen Regierung davon abgesehen, das Riff auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes aufzunehmen. Diese Nachsicht muss ein Ende haben, so Umweltschützer. Laut Noni Austin erfüllt das Riff aufgrund seiner „schlechten Gesundheit“und der „Bedrohung durch den Klimawandel“die Kriterien für eine Aufnahme.
Bisher hat die australische Regierung einen Plan für das Riff bis ins Jahr 2050 vorgelegt. Über 1,2 Milliarden Euro sollen für die Korallen ausgegeben werden, vor allem um sie widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen. Unter anderem fließen die Gelder in die Kontrolle der Dornenkronenseesterne, die die Korallen abfressen, sowie in die Verbesserung der Wasserqualität.