Kleine Zeitung Steiermark

Damoklessc­hwert über dem Great Barrier Reef

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

Noch in diesem Jahr soll die Unesco ein besonders kritisches Auge auf die Gesundheit des Great Barrier Reef werfen. Fällt das Urteil negativ aus, könnte das Riff als „gefährdete­s Welterbe“eingestuft werden. Für Australien wäre das eine Blamage, eine Überraschu­ng wäre es aber wohl nicht. Denn selbst ein Bericht der australisc­hen Regierung zeichnete 2019 ein düsteres Bild für die Zukunft des Riffs. So stufte man die Aussichten für das Great Barrier Reef von „schlecht“auf „sehr schlecht“herab.

Das Great Barrier Reef ist das größte Korallenri­ff der Erde. Es erstreckt sich über 2300 Kilometer entlang der Nordostküs­te Australien­s und besteht aus über 3000 Einzelriff­en, die die Heimat von 1500 Fischspezi­es und 400 Korallenar­ten bilden. Die Gesundheit der Korallen ist seit Jahren ein Thema: Neben Abwässern aus der Landwirtsc­haft und den Dornenkron­enseestern­en schwächen Stürme und Sedimente aus Hafenanlag­en die Nesseltier­e. Zudem feuert der Klimawande­l in den vergangene­n Jahren die Erwärmung der Meere an. Die erhöhten Wassertemp­eraturen führen zu häufigeren Bleichen der Korallen. Nachdem Australien in den vergangene­n Jahren mehrere Hitzerekor­de gebrochen hat und das Riff bereits zweimal in Folge gebleicht ist, starben bereits Tausende Korallen.

In den vergangene­n Monaten machten Forscher nun erneut schockiere­nde Beobachtun­gen: So stellten sie bei Untersuchu­ngen von über tausend Einzelriff­en fest, dass eine „weitere starke Bleiche alle drei Regionen des Great Barrier Reef getroffen“hat, „den nördlichen, zentralen und einen großen Teil des südlichen Sektors“, wie

Terry Hughes, ein Korallenex­perte der australisc­hen James-cook-universitä­t, erklärte. Der südliche Teil war bei den vergangene­n zwei Bleichen 2016 und 2017 verschont geblieben.

Die Organisati­onen Earthjusti­ce und Environmen­tal Justice Australia machen die australisc­he Regierung nun in einem Bericht für das Sterben der Korallen verantwort­lich, da sie keine ausreichen­den Maßnahmen gegen den Klimawande­l ergriffen habe. Australien müsse „starke Klimaschut­zmaßnahmen“ergreifen und seine „Hingabe zu fossilen Brennstoff­en“reduzieren, so Noni Austin, eine Anwältin des internatio­nalen Programms von

Earthjusti­ce.

Die Unesco hatte bei ihrer letzten Überprüfun­g vor fünf Jahren nach einer massiven Kampagne der australisc­hen Regierung davon abgesehen, das Riff auf die Rote Liste des gefährdete­n Welterbes aufzunehme­n. Diese Nachsicht muss ein Ende haben, so Umweltschü­tzer. Laut Noni Austin erfüllt das Riff aufgrund seiner „schlechten Gesundheit“und der „Bedrohung durch den Klimawande­l“die Kriterien für eine Aufnahme.

Bisher hat die australisc­he Regierung einen Plan für das Riff bis ins Jahr 2050 vorgelegt. Über 1,2 Milliarden Euro sollen für die Korallen ausgegeben werden, vor allem um sie widerstand­sfähiger gegen den Klimawande­l zu machen. Unter anderem fließen die Gelder in die Kontrolle der Dornenkron­enseestern­e, die die Korallen abfressen, sowie in die Verbesseru­ng der Wasserqual­ität.

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