Auf Afrika
Corona hat die Hilfe für die Ärmsten der Welt massiv betroffen. Damit keiner vergessen wird, geht die Caritas ungewohnte Wege.
Abflug war am Dienstag um Punkt 10.30 Uhr, dann hob die Gruppe Richtung Dakar hab. Jedenfalls virtuell. Denn eine echte Reise in die senegalesische Hauptstadt und von dort aus weiter in die östliche Provinzstadt Tambacounda ist wegen der Corona-pandemie derzeit unmöglich. Dennoch wollte die Caritas mit ihrem Präsidenten Michael Landau und Journalisten nach Westafrika aufbrechen, um auf die besondere Not der Menschen aufmerksam zu machen. Es sei unser aller Gebot, „jene, die keine tägliche Mahlzeit haben, in der Krise nicht zu vergessen“, begrüßten Landau und seine Mitarbeiter Journalisten, Experten und Projektbeteiligte direkt im Senegal.
Die Caritas hatte diese Reise zu ihren Projekten lange geplant, doch einfach absagen wollte man die Tour nicht. Also ersann man die erste Videopressereise via Zoom in der Geschichte der katholischen Hilfsorganisation. An einem Tag für zwei Stunden in den Senegal und am Folgetag weiter ins Projektland Kenia der Caritas Kärnten in die Nordregion Marsabit. Gespräche, Videos von den Projekten, Interviews mit den Betroffenen und Experten, ein Einblick in zwei Krisenländer, die die Krise doppelt trifft.
„Wir haben nun gelernt, was eine Krise bedeutet“, sagt Landau. Nun müsse man sich „vorstellen, was Covid-19 im Senegal bedeutet – ohne soziales Netz, sauberes Wasser aus der Leitung, mit einem unzureichenden Gesundheitssystem“, betonte der Caritas-chef. Landau, der seit wenigen Tagen auch Weltcaritas-präsident ist, forderte von Österreich ein Rettungspaket für den globalen Süden und dafür eine gemeinsame Anstrengung mit anderen europäischen Ländern.
Denn das Coronavirus trifft mit seinen Auswirkungen die Entwicklungsländer ungleich härter. „Die Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung haben sehr schwerwiegende Folgen für Hunger und Armut“, sagt der neue Caritas-generalsekretär Andreas Knapp. Vier Fünftel aller Familien in den ländlichen Regionen leben von Subsistenzwirtschaft, also von den Gütern des eigenen Hofes, die wenigen Überschüsse werden auf Märkten verkauft und sichern das Überleben der Familie. „Für die Familien mit ohnehin geringen Einkommen hat der Lockdown die Einnahmen wegfallen lassen“, sagt Knapp. Nun droht, dass Ernten verderben.
Abbé Bertin Sagna leitet das
Projekt in Tambacounda, einer kleinen Stadt so groß wie Graz oder Linz. Sie ist nicht sonderlich schmuck, dient als Eingangstor in den nahe liegenden Nationalpark. Der einstige Stolz, die 90 Jahre alte Eisenbahn von Dakar nach Mali, transportiert seit einem Jahrzehnt keine Personen mehr. Der Bahnhof ist zum Relikt auf dem dem roten Sandboden verkommen. Das Büro der Caritas ist nicht weit entfernt. Die drei österreichischen Freiwilligen der Caritas mussten im März abgezogen werden. Ihnen wurde auf den Straßen „Corona, Corona“hinterhergerufen. Covid-19 gilt