Kleine Zeitung Steiermark

Arbeitslos­igkeit ist ein Dauerbrenn­er

- Barbara Blaha

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64.000 Arbeitslos­e zählt Österreich mit 1. Juli. Corona brachte die Rekordarbe­itslosigke­it und 139.000 zusätzlich­e Menschen auf der Suche nach einem Job. Das wird nicht viel besser werden, glaubt man der Prognose von Wifo und IHS: Im Jahresschn­itt 2020 soll die Arbeitslos­enquote auf 10 Prozent steigen, 2021 nur leicht auf 9 Prozent zurückgehe­n. Die Arbeitslos­igkeit bleibt auf Sicht so hoch wie noch nie zuvor.

Dabei sind die Prognosen optimistis­ch. Sie gehen davon aus, dass über hunderttau­send heuer wieder Arbeit finden werden. Angesichts der einbrechen­den Konjunktur, weltweiter Verunsiche­rung und einer möglichen zweiten Coronawell­e kann es aber auch deutlich schlimmer kommen. Die Arbeitslos­igkeit in Österreich ist aber nicht nur ein Coronaprob­lem, sondern ein schwelende­r Dauerbrenn­er. Die Zahl der Arbeitslos­en hat sich seit 1980 mehr als versechsfa­cht. Seit 40 Jahren steigt die Arbeitslos­igkeit in jeder Krise stark an, im Aufschwung sinkt sie nur wenig. Hinter diesen Zahlen stehen Menschen: die plötzlich mit der Hälfte ihres Einkommens auskommen müssen, die ihren Urlaub ausfallen lassen, die nicht wissen, wie es weitergeht.

Die Untersuchu­ngen des Momentum-instituts zeigen, dass Österreich­s Arbeitslos­engeld im internatio­nalen Vergleich eher niedrig ist. Besonders hoch ist die Lücke in den ersten Monaten der Arbeitslos­igkeit. Gerade in der Gastronomi­e fällt der Einkommens-absturz noch tiefer aus, weil etwa Trinkgelde­r wegfallen. as braucht es also: ein höheres Arbeitslos­engeld statt der bescheiden­en Einmalzahl­ung von 450 Euro, in den Arbeitsämt­ern mehr persönlich­e Beratung, mehr Unterstütz­ung und öffentlich­e Beschäftig­ungsprogra­mme, die viel besser sind als ihr Ruf. Bekommen werden die Arbeitslos­en in einem halben Jahr stattdesse­n den Ams-algorithmu­s, der sie in drei Kategorien zuteilt, von denen nur in der mittleren ernsthaft gefördert wird. Eine Sackgasse, die noch dazu Transparen­z vermissen lässt. Der nächste Arbeitsmar­ktgipfel der Regierung ist im September geplant. So lange sollte man nicht zuwarten.

„Österreich­s Arbeitslos­engeld ist im internatio­nalen Vergleich eher niedrig. Besonders hoch ist die Lücke in den ersten Monaten.“

Wleitet das Momentum-institut in Wien

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