Sie brachte Frauenpolitik ins Kino
Großer Diagonale-preis: Sabine Derflinger für „Dohnal“-doku geehrt.
Mit ihr sei „Österreich was passiert“, sagt Alice Schwarzer in der Doku über Johanna Dohnal. Sabine Derflingers akribisch recherchiertes, zeitgenössisches und dabei humorvolles Porträt über die Ikone der Frauenbewegung und die erste heimische Frauenministerin Johanna Dohnal (1939–2010) ist ein Glücksgriff. Und ein Publikumshit: 40.000 Menschen sahen „Die Dohnal“bislang im
Kino, rund 4000 nutzten, coronabedingt, das Streamingangebot binnen weniger Tage.
Am Dienstagabend wurde Derflinger mit dem Großen Diagonale-preis für den besten Dokumentarfilm, dotiert mit 21.000 Euro, ausgezeichnet und auch einer der Produktionspreise geht an „Die Dohnal“. Es sei „ein Frauenfilm, der von einer Frau gedreht und an die Männer und Frauen von heute weitergegeben wurde. Ein Juwel für alle Augen“, heißt es in der Jury-begründung. Die 57-jährige Regisseurin, Produzentin und Autorin hat in ihrem Filmleben schon viele Lanzen für den Feminismus gebrochen. Die Absolventin der Filmakademie (Buch und Dramaturgie) war die erste Frau, die für einen heimischen „Tatort“auf dem Regiestuhl Platz genommen hat, für den Fall„angezählt“wurde sie mit dem Grimme-preis ausgezeichnet. Sie führte Regie bei „Vorstadtweiber“oder „Vier Frauen und ein Todesfall“und in ihren Kinofilmen stehen vielfach Frauen im Fokus – wie zuletzt auch im nicht unumstrittenen Spielfilm „Anna Fucking Molnar“. In „Vollgas“erzählte sie 2001 von Kellnerin Evi, die ihren Alltag als Kellnerin in einem Skiort in Alkohol ertränkt. In der Doku „Eine von 8“nähert sie sich dem Thema Brustkrebs an. „Mir war es wichtig, einen Film über eine Politikerin zu machen – und zwar in ihrem Wirken bis heute“, sagt die Filmemacherin im Interview mit der Kleinen Zeitung. Und: „Im Moment findet Frauenpolitik ja nur im Kino statt.“Derflingers nächstes Dokuprojekt ist schon in der Planung und knüpft auch an „Die Dohnal“an: Sie widmet sich der Feministin Alice Schwarzer.