Die Unis setzen jetzt auf einen „Hybrid-herbst“
Nicht nur Österreichs Schulen und Schüler, Lehrer und Eltern stellte das vom Coronavirus durchwirkte Jahr vor enorme Herausforderungen. Auch die Hochschulen im Land müssen und werden im Herbst Studienbetrieb wie niemals zuvor anbieten: Dabei will man auf eine Art „Hybrid-betrieb“aus tatsächlicher Anwesenheit von Lehrenden und Studierenden und digitalen Lehrvarianten setzen. Vorrang bei der Anwesenheit sollen dabei laut Sabine Seidler, Präsidentin der Universitätenkonferenz, die Studienanfänger haben, denn: „Zu Hause vor dem Laptop ist der Studieneinstieg eben nicht optimal.“
Dass die Unis derzeit verwaist seien, stimme so keinesfalls, so Seidler: die Wissenschaftler seien seit spätestens Mitte Mai großteils wieder an ihren Arbeitsstellen zurück. Seit Juni gebe es auch fast überall wieder Präsenzprüfungen, Laborbetrieb laufe ebenfalls wieder. Dass es in diesem Semester Vorlesungen im herkömmlichen Sinne nicht gibt, habe vor allem praktische Gründe: „Wenn Sie den Mindestabstand einhalten, kriegen Sie nur 25 Prozent der Leute in einen Hörsaal“, so Seidler. Dazu komme, dass die Hörsäle in der derzeitigen Phase für Prüfungen freigehalten werden müssten. Umgekehrt würden die Unis auch im Sommer Übungen und Prüfungen anbieten – „auf freiwilliger Basis natürlich“.
Spannend wird der Herbst vor allem auch aus monetärer Sicht: Am 31. Oktober muss das Uni-budget feststehen – also jene Summe, die den Universitäten Österreichs von 2022 bis 2024 für Lehre, Forschung, Infrastruktur und strategische Entwicklung zur Verfügung steht. „Das ist insofern spannend, als jetzt jeder Geld erwartet, weil auch die Wirtschaft danach schreit. Da stellt sich die Frage, wo die Unis dabei bleiben. Wir haben die Erfahrung gemacht: Wenn das Geld knapp ist, ist auch das Uni-budget keine gmahde Wiesn“, sagt Seidler. Allerdings gab es zuletzt eine deutliche Erhöhung der heimischen Uni-budgets.
Doch der wegen der Coronagefahr eingeschränkte Betrieb stößt nicht nur auf Zustimmung. An der Technischen Universität Graz kam es vor zwei Wochen – wie ausführlich berichtet – zu ersten Protesten seitens der Lehrenden, die sich wieder mehr Präsenzveranstaltungen wünschen. Eine Aussprache mit dem Rektorat
Eine Mischung aus digitalen Lehrformen und klassischen Vorlesungsarten soll im Herbst an heimischen Unis stattfinden. „Digital first“heißt es an der TU Graz.
Hochschulen im Sonderbetrieb: Technische Universität Graz
brachte dann aber keine Änderung bei dem Stufenplan.
„Das kommende Wintersemester wird unter der Prämisse ,digital first‘ abgehalten“, wurde gestern über Facebook von der TU Graz veröffentlicht. Ab 31. August werde es zu kleineren Präsenzlehrveranstaltungen kommen können (weniger als 30 Hörer), der Hörsaalplan für das Wintersemester werde im August erstellt. Auch Exkursionen sind unter bestimmten Auflagen wieder möglich. In den nächsten Tagen werde man die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern. Man müsse ja einen eventuellen erneuten Lockdown-fall im Auge behalten.
Graz wurde ebenfalls ein Aktivitätenplan für die nächsten Wochen veröffentlicht. So wird für Kinder zwischen 6 und 14 Jahren ein besonderer Betreuungsservice mit Workshops neun Wochen lang angeboten. Mit 6. Juli sind die Mitarbeiter wieder vor Ort, am 13. startet der Parteienverkehr für Studierende und die Inskriptionszeit. Lehrveranstaltungen werden zum Teil „live“abgehalten, auch eine Sommeruni gibt es an einer Fakultät. Auslandsstudierende sind willkommen. Ab sofort können wieder (von der Uni organisierte) Veranstaltungen stattfinden, für externe Organisationen erst ab 1. September. Zur Lehrveranstaltungssituation im Herbst im Einzelnen wurde nichts im Detail vermerkt. Rektor Martin Polaschek versprach aber, dass die Universität bald wieder „Zentrum einer persönlichen Begegnung“sein soll.