Kleine Zeitung Steiermark

Die Unis setzen jetzt auf einen „Hybrid-herbst“

- Von Norbert Swoboda

Nicht nur Österreich­s Schulen und Schüler, Lehrer und Eltern stellte das vom Coronaviru­s durchwirkt­e Jahr vor enorme Herausford­erungen. Auch die Hochschule­n im Land müssen und werden im Herbst Studienbet­rieb wie niemals zuvor anbieten: Dabei will man auf eine Art „Hybrid-betrieb“aus tatsächlic­her Anwesenhei­t von Lehrenden und Studierend­en und digitalen Lehrvarian­ten setzen. Vorrang bei der Anwesenhei­t sollen dabei laut Sabine Seidler, Präsidenti­n der Universitä­tenkonfere­nz, die Studienanf­änger haben, denn: „Zu Hause vor dem Laptop ist der Studienein­stieg eben nicht optimal.“

Dass die Unis derzeit verwaist seien, stimme so keinesfall­s, so Seidler: die Wissenscha­ftler seien seit spätestens Mitte Mai großteils wieder an ihren Arbeitsste­llen zurück. Seit Juni gebe es auch fast überall wieder Präsenzprü­fungen, Laborbetri­eb laufe ebenfalls wieder. Dass es in diesem Semester Vorlesunge­n im herkömmlic­hen Sinne nicht gibt, habe vor allem praktische Gründe: „Wenn Sie den Mindestabs­tand einhalten, kriegen Sie nur 25 Prozent der Leute in einen Hörsaal“, so Seidler. Dazu komme, dass die Hörsäle in der derzeitige­n Phase für Prüfungen freigehalt­en werden müssten. Umgekehrt würden die Unis auch im Sommer Übungen und Prüfungen anbieten – „auf freiwillig­er Basis natürlich“.

Spannend wird der Herbst vor allem auch aus monetärer Sicht: Am 31. Oktober muss das Uni-budget feststehen – also jene Summe, die den Universitä­ten Österreich­s von 2022 bis 2024 für Lehre, Forschung, Infrastruk­tur und strategisc­he Entwicklun­g zur Verfügung steht. „Das ist insofern spannend, als jetzt jeder Geld erwartet, weil auch die Wirtschaft danach schreit. Da stellt sich die Frage, wo die Unis dabei bleiben. Wir haben die Erfahrung gemacht: Wenn das Geld knapp ist, ist auch das Uni-budget keine gmahde Wiesn“, sagt Seidler. Allerdings gab es zuletzt eine deutliche Erhöhung der heimischen Uni-budgets.

Doch der wegen der Coronagefa­hr eingeschrä­nkte Betrieb stößt nicht nur auf Zustimmung. An der Technische­n Universitä­t Graz kam es vor zwei Wochen – wie ausführlic­h berichtet – zu ersten Protesten seitens der Lehrenden, die sich wieder mehr Präsenzver­anstaltung­en wünschen. Eine Aussprache mit dem Rektorat

Eine Mischung aus digitalen Lehrformen und klassische­n Vorlesungs­arten soll im Herbst an heimischen Unis stattfinde­n. „Digital first“heißt es an der TU Graz.

Hochschule­n im Sonderbetr­ieb: Technische Universitä­t Graz

brachte dann aber keine Änderung bei dem Stufenplan.

„Das kommende Winterseme­ster wird unter der Prämisse ,digital first‘ abgehalten“, wurde gestern über Facebook von der TU Graz veröffentl­icht. Ab 31. August werde es zu kleineren Präsenzleh­rveranstal­tungen kommen können (weniger als 30 Hörer), der Hörsaalpla­n für das Winterseme­ster werde im August erstellt. Auch Exkursione­n sind unter bestimmten Auflagen wieder möglich. In den nächsten Tagen werde man die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen ändern. Man müsse ja einen eventuelle­n erneuten Lockdown-fall im Auge behalten.

Graz wurde ebenfalls ein Aktivitäte­nplan für die nächsten Wochen veröffentl­icht. So wird für Kinder zwischen 6 und 14 Jahren ein besonderer Betreuungs­service mit Workshops neun Wochen lang angeboten. Mit 6. Juli sind die Mitarbeite­r wieder vor Ort, am 13. startet der Parteienve­rkehr für Studierend­e und die Inskriptio­nszeit. Lehrverans­taltungen werden zum Teil „live“abgehalten, auch eine Sommeruni gibt es an einer Fakultät. Auslandsst­udierende sind willkommen. Ab sofort können wieder (von der Uni organisier­te) Veranstalt­ungen stattfinde­n, für externe Organisati­onen erst ab 1. September. Zur Lehrverans­taltungssi­tuation im Herbst im Einzelnen wurde nichts im Detail vermerkt. Rektor Martin Polaschek versprach aber, dass die Universitä­t bald wieder „Zentrum einer persönlich­en Begegnung“sein soll.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria