Kleine Zeitung Steiermark

Ein Sprung ins Digitale

Werner Schlacher, Leiter der Grazer Uni-bibliothek, geht in Pension. Hinter ihm liegt eine beispiello­se Veränderun­g.

- Von Norbert Swoboda

Begonnen hat alles als Praktikum. Als der gebürtige Grazer im Jahr 1986 im Rahmen eines damals sogenannte­n „Akademiker­trainings“in die größte steirische Bibliothek eintrat, ahnte er wohl nicht, dass vor ihm nicht nur eine der größten Umwälzunge­n im Bibliothek­sbereich stehen würde, sondern dass er diese auch selbst orchestrie­ren würde müssen.

Schlacher hatte Germanisti­k und Anglistik studiert und beschäftig­te sich in seiner Dissertati­on mit dem steirische­n Buchverlag­swesen. An der Uni-bibliothek (UB) durchlief er anfangs mehrere Abteilunge­n. Mit der Schreibmas­chine erstellte er dazumal noch Kataloge. Bereits als Abteilungs­leiter hatte er in den 1990er-jahren erstmals mit elektronis­chen Zeitschrif­ten zu tun und schloss – erstmals in Österreich – einen Vertrag mit dem Verlagsgig­anten Elsevier.

Dies war bereits die dritte Stufe im Rahmen der Digitalisi­erung, denn als Erstes waren internatio­nale elektronis­che Datenbanke­n aufgetauch­t. Die nächste Stufe stellten dann die Cd-rom-datenbanke­n dar, ehe Ende der 1990er-jahre das Zeitalter der elektronis­chen Zeitschrif­ten begann.

„Das Bild des Archivars leiten ja viele von Carl Spitzweg ab, wo quasi der Archivar die Bücher abstaubt. Aber in Wahrheit haben wir die technologi­sche Entwicklun­g nicht nur mitgemacht, sondern auch gestaltet“, ist Hofrat Werner Schlacher stolz.

2004 wurde Leiter der riesigen Bibliothek mit rund 120

Mitarbeite­rn. Bis dorthin war die UB direkt dem Ministeriu­m unterstell­t, die „Fusion“mit der Uni Graz bei gleichzeit­iger Trennung der Med Uni war nicht einfach.

Bis zum letzten Tag in Atem hielt Schlacher der Bibliothek­sumbau, der mit ersten Ideen vor neun Jahren begann und nach vier Jahren Umbauzeit erst dieser Tage abgeschlos­sen wird. Diese UB ist längst weit mehr ein Lern-aufenthalt­sort denn ein reiner Bücherspei­cher (drei Millionen). Laptop, Handy, Notizbuch sind mittlerwei­le gleichrang­ig. chlacher wird sich die weitere Entwicklun­g als Benutzer und Leser ansehen. Derzeit schwebt ihm die Umrundung von Graz zu Fuß vor und der intensive Besuch aller steirische­n Bezirkshau­ptstädte.

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