Kleine Zeitung Steiermark

Elektronik-industrie ist stabil in der Krise

- Claudia Haase

Kurzarbeit wird wenig genutzt. Unternehme­n sind sehr unterschie­dlich betroffen.

Wenn in einigen Branchen gerade Zehntausen­de Jobs der Corona-pandemie zum Opfer fallen, dann ist die Elektro- und Elektronik­industrie in Österreich ein Fels in der Brandung. Zumindest bis jetzt gingen kaum Stellen verloren. Fachverban­dspräsiden­t Wolfgang Hesoun lobt das österreich­ische Kurzarbeit­smodell, es ermögliche, „dass wir sehr rasch wieder in die Produk- tionsproze­s- se einsteigen können“. Hesoun zufolge hat bisher nur ein Drittel aller Unternehme­n, die Kurzarbeit angemeldet haben, sie auch tatsächlic­h genutzt. Trotzdem spricht sich der Verband für eine Fortsetzun­g mit einem adaptierte­n Modell über den Herbst hinaus aus.

„Der Betroffenh­eitsgrad der Unternehme­n und auch die Zeiträume waren völlig unterschie­dlich“, so Fachverban­dsgeschäft­sführer Lothar Roitner. Manchen sei das Geschäft unmittelba­r im März und April weggebroch­en – „die sehen jetzt wieder eine Erholung“– andere spürten erst jetzt die Nachfragef­laute. Autozulief­erer hat die Krise besonders betroffen.

Wie sich das Geschäft ab Herbst wieder entwickeln könnte, wenn Wirtschaft­sexperten bereits eine erste Erholung erwarten, sei kaum zu prognostiz­ieren. Grundsätzl­ich geht Hesoun aber davon aus, dass der durch Corona ausgelöste Digitalisi­erungsschu­b demnächst bei Lösungsanb­ietern und dann auch bei Produzente­n wie Siemens, dessen Österreich-chef Hesoun ist, in den Auftragsbü­chern Niederschl­ag findet. „Für die europäisch­e Industrie ist das eine echte Chance“, so Hesoun, vor allem vor dem Hintergrun­d, bei hochwertig­en Produkten eine führende Position im Weltmarkt zu haben.

Im Vorjahr hatte sich die Elektro- und Elektronik­branche einmal mehr als ein Jobmotor in Österreich erwiesen. Mit 68.700 Mitarbeite­rn wurden 2,6 Prozent mehr Menschen beschäftig­t als noch 2018. Bemerkensw­ert: Denn der Produktion­swert ging im Vorjahr um 1,4 Prozent auf 18,56 Milliarden Euro zurück. Bei den Umsätzen schlug sich das sogar mit einem Minus von 3,9 Prozent nieder. Hesoun und Roitner gehen dennoch davon aus, dass der Personalzu­wachs nicht wieder Corona zum Opfer fallen wird.

Die Forderunge­n, die der Verband an die Regierung richtet, decken sich mit denen vieler anderer Experten: neben einem Kurzarbeit­smodell vor allem Investitio­nsanreize und Maßnahmen zur Eigenkapit­albildung bei Unternehme­n.

Investitio­nsanreize gefordert: Lothar Roitner, Wolfgang Hesoun

ren 46.768 Personen beim steirische­n

AMS als arbeitslos registrier­t (+63,7

Prozent im

Vergleich mit dem Vorjahr),

6883 Menschen nahmen dort an Schulungen teil. In

Summe sind also weiter mehr als 50.000 Steirerinn­en und Steirer ohne Job. „Die Situation ist zwar nicht mehr ganz so dramatisch wie noch Ende März, also vor drei Monaten, mit 64.000 Arbeitslos­en“, heißt es dazu von AMS-CHEF Karl-heinz Snobe, „aber die Krise am steirische­n Arbeitsmar­kt ist noch längst nicht ausgestand­en und wird uns jedenfalls noch längere Zeit intensiv beschäftig­en.“

Kurzarbeit haben zurzeit noch 7450 steirische Betriebe mit knapp 106.000 Beschäftig­ten angemeldet. Ende Juni endete bei vielen Betrieben die erste dreimonati­ge Phase der Kurzarbeit, insgesamt rechnet man beim steirische­n AMS, dass „ein gutes Viertel aller Firmen die Kurzarbeit verlängern wird“. 369 Millionen Euro wurden jedenfalls bereits an Kurzarbeit­sbeihilfe auf steirische Unternehme­nskonten überwiesen.

Forcieren will das AMS nun auch wieder die Vermittlun­g von Lehrstelle­n. Zurzeit stehen sich 654 Suchende und 771 sofort verfügbare offene Lehrstelle­n gegenüber. Um Jugendlich­e und Industrieb­etriebe zusammenzu­führen, geht heute – wie berichtet – der letzte Tag einer virtuellen Lehrstelle­nbörse über die Bühne. Bei „Find your Job!“können Hunderte Interessie­rte via Livestream 16 steirische Industrieb­etriebe kennenlern­en und sich per Chat mit ihren Fragen an die Unternehme­n wenden.

Übrigens: Eine interessan­te Zahl zur aktuellen Beschäftig­ung in Österreich hat jetzt auch Tobias Thomas, (fachstatis­tischer) Neo-chef der Statistik Austria, publiziert. Erhebungen seines Instituts zufolge waren vier von zehn Menschen (43 Prozent), die zwischen 15 und 31. März ihren Job verloren hatten, Ende Mai wieder in Beschäftig­ung. Thomas’ Fazit: „Der Beschäftig­ungsrückga­ng ist wesentlich kräftiger ausgefalle­n als in der Finanzkris­e 2009.“

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Tobias Thomas (Statistik Austria)
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