Elektronik-industrie ist stabil in der Krise
Kurzarbeit wird wenig genutzt. Unternehmen sind sehr unterschiedlich betroffen.
Wenn in einigen Branchen gerade Zehntausende Jobs der Corona-pandemie zum Opfer fallen, dann ist die Elektro- und Elektronikindustrie in Österreich ein Fels in der Brandung. Zumindest bis jetzt gingen kaum Stellen verloren. Fachverbandspräsident Wolfgang Hesoun lobt das österreichische Kurzarbeitsmodell, es ermögliche, „dass wir sehr rasch wieder in die Produk- tionsprozes- se einsteigen können“. Hesoun zufolge hat bisher nur ein Drittel aller Unternehmen, die Kurzarbeit angemeldet haben, sie auch tatsächlich genutzt. Trotzdem spricht sich der Verband für eine Fortsetzung mit einem adaptierten Modell über den Herbst hinaus aus.
„Der Betroffenheitsgrad der Unternehmen und auch die Zeiträume waren völlig unterschiedlich“, so Fachverbandsgeschäftsführer Lothar Roitner. Manchen sei das Geschäft unmittelbar im März und April weggebrochen – „die sehen jetzt wieder eine Erholung“– andere spürten erst jetzt die Nachfrageflaute. Autozulieferer hat die Krise besonders betroffen.
Wie sich das Geschäft ab Herbst wieder entwickeln könnte, wenn Wirtschaftsexperten bereits eine erste Erholung erwarten, sei kaum zu prognostizieren. Grundsätzlich geht Hesoun aber davon aus, dass der durch Corona ausgelöste Digitalisierungsschub demnächst bei Lösungsanbietern und dann auch bei Produzenten wie Siemens, dessen Österreich-chef Hesoun ist, in den Auftragsbüchern Niederschlag findet. „Für die europäische Industrie ist das eine echte Chance“, so Hesoun, vor allem vor dem Hintergrund, bei hochwertigen Produkten eine führende Position im Weltmarkt zu haben.
Im Vorjahr hatte sich die Elektro- und Elektronikbranche einmal mehr als ein Jobmotor in Österreich erwiesen. Mit 68.700 Mitarbeitern wurden 2,6 Prozent mehr Menschen beschäftigt als noch 2018. Bemerkenswert: Denn der Produktionswert ging im Vorjahr um 1,4 Prozent auf 18,56 Milliarden Euro zurück. Bei den Umsätzen schlug sich das sogar mit einem Minus von 3,9 Prozent nieder. Hesoun und Roitner gehen dennoch davon aus, dass der Personalzuwachs nicht wieder Corona zum Opfer fallen wird.
Die Forderungen, die der Verband an die Regierung richtet, decken sich mit denen vieler anderer Experten: neben einem Kurzarbeitsmodell vor allem Investitionsanreize und Maßnahmen zur Eigenkapitalbildung bei Unternehmen.
Investitionsanreize gefordert: Lothar Roitner, Wolfgang Hesoun
ren 46.768 Personen beim steirischen
AMS als arbeitslos registriert (+63,7
Prozent im
Vergleich mit dem Vorjahr),
6883 Menschen nahmen dort an Schulungen teil. In
Summe sind also weiter mehr als 50.000 Steirerinnen und Steirer ohne Job. „Die Situation ist zwar nicht mehr ganz so dramatisch wie noch Ende März, also vor drei Monaten, mit 64.000 Arbeitslosen“, heißt es dazu von AMS-CHEF Karl-heinz Snobe, „aber die Krise am steirischen Arbeitsmarkt ist noch längst nicht ausgestanden und wird uns jedenfalls noch längere Zeit intensiv beschäftigen.“
Kurzarbeit haben zurzeit noch 7450 steirische Betriebe mit knapp 106.000 Beschäftigten angemeldet. Ende Juni endete bei vielen Betrieben die erste dreimonatige Phase der Kurzarbeit, insgesamt rechnet man beim steirischen AMS, dass „ein gutes Viertel aller Firmen die Kurzarbeit verlängern wird“. 369 Millionen Euro wurden jedenfalls bereits an Kurzarbeitsbeihilfe auf steirische Unternehmenskonten überwiesen.
Forcieren will das AMS nun auch wieder die Vermittlung von Lehrstellen. Zurzeit stehen sich 654 Suchende und 771 sofort verfügbare offene Lehrstellen gegenüber. Um Jugendliche und Industriebetriebe zusammenzuführen, geht heute – wie berichtet – der letzte Tag einer virtuellen Lehrstellenbörse über die Bühne. Bei „Find your Job!“können Hunderte Interessierte via Livestream 16 steirische Industriebetriebe kennenlernen und sich per Chat mit ihren Fragen an die Unternehmen wenden.
Übrigens: Eine interessante Zahl zur aktuellen Beschäftigung in Österreich hat jetzt auch Tobias Thomas, (fachstatistischer) Neo-chef der Statistik Austria, publiziert. Erhebungen seines Instituts zufolge waren vier von zehn Menschen (43 Prozent), die zwischen 15 und 31. März ihren Job verloren hatten, Ende Mai wieder in Beschäftigung. Thomas’ Fazit: „Der Beschäftigungsrückgang ist wesentlich kräftiger ausgefallen als in der Finanzkrise 2009.“