Kleine Zeitung Steiermark

Zu wenig sachlich

- Mag. Franz Karl,

Verstehen Sie mich richtig: Ich bin dafür, dass Verantwort­ungsträger ihr Handeln, ihre Beweggründ­e erklären und auch rechtferti­gen sollen. Untersuchu­ngsausschü­sse sollen untersuche­n. Doch das Wie, das macht den Unterschie­d. Wenn Parteien den U-ausschuss als Anklagegre­mium verstehen, wenn nur nach einer Aussage, einer Bemerkung in der Vergangenh­eit, einer SMS gesucht wird, die eventuell zuungunste­n der zu befragende­n Person ausgelegt werden könnte, dann wird der Ausschuss zur Farce.

Der Bundeskanz­ler wird fünf Stunden mit Fragen bombardier­t, die als Vorwürfe formuliert sind. Er soll sich an Jahre zurücklieg­ende Details erinnern, seine SMS, alle Kalenderei­ntragungen offenlegen, Privatsphä­re steht ihm nicht zu.

Und die Medien tragen das Ihre zur Politikver­drossenhei­t bei. Oder haben Sie je gehört oder gelesen, Person X hat über die Sachlage informiert und

Handlungen einleuchte­nd begründet? Nein, Person X hat sich nur unbefriedi­gend geäußert, behauptet, sich nicht zu erinnern – es kann vermutet werden, nicht alles war rechtens. Wir beklagen das Desinteres­se an der Politik und empören uns über Meinungen wie: „Die da oben sind alle Gauner!“ bietung war für den Untersuchu­ngsausschu­ss weder hilfreich noch förderlich und schadet nur unserer Demokratie.

Graz

Es verwundert mich, dass die Debatte um das Bundesheer die Geschlecht­erdiskrimi­nierung der Männer vollkommen ausspart. Schließlic­h ist heute die Gleichbere­chtigung in allen Lebensbere­ichen auf dem Vormarsch. Tatsache ist, dass die Wehrpflich­t ausschließ­lich Männern kostbare Lebenszeit raubt und der alternativ­e Zivildiens­t sie ausbeutet. Dass diese Diskrimini­erung auf gesetzlich­er Basis erfolgt, zeigt nur, dass wir uns noch nicht von archaische­n Sitten befreit haben.

Ungeachtet dessen wird zu Recht die Frage gestellt, wann Österreich endlich seinen solidarisc­hen Beitrag zur Sicherung Europas leisten wird. Keine Frage, da sind wir Schmarotih­re

zer, die auf Kosten anderer mit der Neutralitä­tsfahne wacheln und uns mit minimalem Aufwand davonstehl­en. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis auch wir einen Beitrag zur Sicherung unseres Kontinents und unserer demokratis­chen Zukunft leisten müssen.

Mureck

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