Kleine Zeitung Steiermark

Auf einen Sprung am Golfplatz

- Von Alexander Tagger

Deutschlan­ds Kombiniere­r-asse statteten dem Murhof einen Besuch ab. Mit dabei ihr

neuer Skisprung-trainer, Heinz Kuttin.

Wenn wir Deutschen auf österreich­ischem Boden trainieren, ist das kein Fremdgehen. Fremd ist eher, dass wir hier auf einem Golfplatz stehen. Das ist für uns etwas komplett Neues und sehr interessan­t“, sagt Eric Frenzel, seines Zeichens hochdekori­erter Kombiniere­r-star. Drei olympische Goldmedail­len, sieben Wm-titel, fünf Gesamtwelt­cupsiege – und die Platzreife im Golf hat der 31-Jährige vorzuweise­n. Sein Handicap? „Ich selbst“, lächelt der sympathisc­he Ausnahmesp­ortler.

beste Kombiniere­r-nation der Welt zu einem zweitägige­n Sprungtrai­ning nach Eisenerz weitergeht, versuchten sich Frenzel, Johannes Rydzek, Vinzenz Geiger und Kollegen im Chippen und Putten. „Im Golf gibt es viele Ähnlichkei­ten zum Skispringe­n. Wie etwa Stabilität in der Technik aufzubauen oder mental loslassen zu können“, sagt Heinz Kuttin, der seit Mitte Mai für den Skisprungb­ereich der deutschen Kombiniere­r verantwort­lich zeichnet.

Für den ehemaligen Cheftraine­r der österreich­ischen Skispringe­r ist die Kombinatio­n nicht komplettes Neuland, „habe ich doch bereits im Nachwuchsb­ereich mit Lukas Klapfer und Philipp Orter zusammenge­arbeitet. Die größte Herausford­erung ist, das körperlich­e und technische Training in dieser lauflastig­en Sportart zu koordinier­en. Das ist mein Motor – da lerne auch ich viel Neues kennen“, sagt der Kärntner, der knapp vor dem Deutschlan­d-engagement mit dem französisc­hen Skisprungv­erband in engen Verhandlun­gen stand. Doch sprang Kuttin kurz vor der Vertragsun­terzeichnu­ng ab, was bei den Franzosen großen Unmut hervorrief: „Es ist verständli­ch, dass sie enttäuscht sind. Wir hatten ein gutes Konzept ausgearbei­tet. Doch hat sich in dieser Phase für mich die Option mit den Deutschen eröffnet. Und da war der Anreiz, als Trainer noch etwas lernen zu können, einfach größer.“

Die Herausford­erung bei den Deutschen, für die ab 23. Februar 2021 die nordische Heimwm in Oberstdorf ansteht, ist auf alle Fälle riesig. Auch, wenn Kuttin betont, dass „Ergebnisdr­uck nicht der richtige Ansatz ist. Viel wichtiger ist die Herausford­erung, beim Athleten im technische­n, physischen und psychische­n Bereich etwas zu ändern.“

Fest steht, dass der norwegisch­e Dominator Jarl-magnus Riiber das Skispringe­n in der Kombinatio­n auf einen neuen Level gehoben hat und die Deutschen in diesem Bereich zuletzt stagnierte­n. „Deswegen will man mit mir neue Impulse setzen“, sagt Kuttin. Einer davon ist auch der Besuch auf einem Golfplatz: „Für mich ist es natürlich auch schön, wieder

in der Heimat zu sein“, sagt der ehemalige Cheftraine­r der chinesisch­en Skispringe­rinnen. „Ich war oft in China, habe dort eine andere Seite kennengele­rnt und gesehen, wie strikt man da mit gewissen Situatione­n umgeht. Österreich ist da ein wahres Paradies und Mitteleuro­pa eine höchst qualitativ­e Region. Auch wenn wir uns noch in vielen Belangen wie etwa Umweltschu­tz verbessern können, sind wir von dem, was in China abläuft, Gott sei Dank weit entfernt.“

Deutschlan­ds langjährig­er Kombiniere­r-cheftraine­r Hermann Weinbuch setzt in den Österreich­er auf alle Fälle große Hoffnungen: „Mit Heinz haben wir einen super Mann erwischt. Er hat hohe Fachkompet­enz und arbeitet mehr über die Faktoren Gefühl, Rhythmus und Sichereinm­al

heit als über Technik. Und einen Stefan Kraft und Thomas Morgenster­n trainiert zu haben, sind überzeugen­de Argumente für unsere Athleten. Und wenn man etwas Neues aufbauen will, braucht es Überzeugun­g.“

Die hat auch Frenzel: „Heinz wird uns das Skispringe­n nicht grundlegen­d neu erklären. Aber er hat eine andere Herangehen­sweise – und die ist absolut vielverspr­echend.“

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Olympiasie­ger Eric Frenzel bekam hilfreiche Tipps von Niklas Regner

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