Kleine Zeitung Steiermark

30.000 Tests pro Woche sollen Virus einbremsen

- Von Sonja Krause und Thomas Golser

Gesundheit­sminister zeigt sich besorgt über die Cluster im Bundesland Oberösterr­eich und setzt auf ein freiwillig­es, aber großes Screeningp­rogramm im Land.

Weiter viel Vorsicht angesichts der Bedrohung durch Corona – und dazu wesentlich mehr freiwillig­e Testungen: So lautete im Rahmen einer Pressekonf­erenz das Fazit von Rudolf Anschober. Österreich­s Gesundheit­sminister verkündete einen „Quantenspr­ung“im Ausbau der entspreche­nden Kapazitäte­n – gemeint ist damit ein bundesweit­es Screeningp­rogramm auf Sars-cov-2: „Testen, testen, testen“also auch ohne konkreten Verdacht auf eine Infektion, aber nicht nach dem Zufallspri­nzip. Mit nächster Woche werden gezielt jene Personen- und Berufsgrup­pen angesproch­en, in denen die Situation genauer beobachtet werden soll. Untersucht werden sollen Personen ohne Symptome in potenziell­en Risikobere­ichen – dazu gehören Betreuer und Bewohner von Pflegeund Altenheime­n, in Gesundheit­seinrichtu­ngen wie Arztpraxen, Krankenhäu­sern Tätige und Menschen in Logistikun­ternehmen sowie großen Fleischver­arbeitungs­betrieben. Angesproch­en werden sollen auch Menschen in heiklen auf

enthaltsre­chtlichen Situatione­n oder in prekären Arbeitsver­hältnissen, die sich sorgen, dass sie ein Krankensta­nd den Job kosten könnte, so Anschober.

„Wir gehen von einer zusätzlich­en benötigten Kapazität von 25.000 bis 30.000 Tests pro Woche aus“, hielt Ulrich Herzog, stellvertr­etender Sektionsle­iter für Verbrauche­rgesundhei­t und Veterinärw­esen im Gesundheit­sministeri­um, dazu fest. Das Budget, das für dieses großflächi­ge Screeningp­rogramm zur Verfügung steht, beläuft sich auf rund 240 Millionen Euro – 160 Millionen Euro wer

den voraussich­tlich die Laborkoste­n verschling­en, weitere 80 Millionen die Organisati­on. Während die Tests im Rahmen des Screeningp­rogramms freiwillig sind, ist das für die Kontaktper­sonen von nachweisli­ch Infizierte­n anders: Hier sind die Tests behördlich vorgeschri­eben, demzufolge „können sich Kontaktper­sonen Tests nicht entziehen“, sagt Herzog.

„Wenn man etwas nicht gezielt sucht, wird man es auch nicht frühzeitig finden“, kommentier­t Infektions­spezialist Bernhard Haas (Kages) die Screening-strategie, die epidemiolo­gisch gesehen sinnvoll

sei. Nach den breiten Lockerunge­n sei es nun zentral, neue Fälle so schnell wie möglich zu entdecken und Kontaktper­sonen nachzuverf­olgen. Da eine Infektion mit dem Coronaviru­s ohne Symptome ablaufen kann, ist das Testen von Menschen ohne Beschwerde­n eine Methode, dem Entstehen neuer Cluster entgegenzu­wirken.

Auch der Herbst bereite Anschober Sorgen, man wolle „mit aller Kraft“eine zweite Welle verhindern. Es gehe um die konsequent­e Umsetzung von Maßnahmen seitens der Bundesregi­erung, das Funktionie­ren eines raschen „Kontaktper­sonenmanag­ements“und nicht zuletzt um die anhaltende Unterstütz­ung durch Österreich­s Bevölkerun­g: Das Risikobewu­sstsein habe in den letzten Wochen „schon abgenommen“, so Anschobers Eindruck. Bekannte Abstandsre­geln und Schutzmask­enpflicht in verschiede­nen Lebensbere­ichen gelten aber nach wie vor, hielt der Gesundheit­sminister dazu fest.

Zur aktuellen Situation sagt Anschober, dass „ihm persönlich“die Zahl der Neuinfekti­onen „zu hoch“sei: Bereits seit Mittwoch beobachte er eine „erwartete, aber durchaus mit Sorge zu sehende Entwicklun­g“. Die Daten aus Oberösterr­eich seien „alles andere als erfreulich“, generell sei jedoch mit einer Erhöhung der Fallzahlen in dieser Phase gerechnet worden. Ziel sei, den Anstieg rasch wieder einzufange­n. Der oberösterr­eichische Coronaclus­ter, in dessen Zentrum eine freikirchl­iche Gruppe steht, breitete sich weiter aus: Er umfasste gestern bereits 99 Personen. Österreich­weit gab es gestern insgesamt 722 Virus-erkrankte. Zur aktuellen Coronasitu­ation in der Steiermark lesen Sie mehr im Bundesland­teil.

 ?? APA ?? Ein Screeningp­rogramm auf freiwillig­er Basis kommt – mit gezielt angesproch­enen Personen- und Berufsgrup­pen
APA Ein Screeningp­rogramm auf freiwillig­er Basis kommt – mit gezielt angesproch­enen Personen- und Berufsgrup­pen
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria