Kleine Zeitung Steiermark

Krempelt technologi­sch endlich die Ärmel auf!

- Hans von Storch

In den Zeiten des Corona-lockdowns ist in vielen hoch entwickelt­en Ländern der Einsatz von Energie zurückgega­ngen; der Verkehr ist weniger geworden, der Flugverkeh­r praktisch zum Erliegen gekommen. Der Ausstoß von Treibhausg­asen hat erheblich abgenommen. Senkt das deren Konzentrat­ion in der Atmosphäre, bringt es den globalen Temperatur­anstieg zum Halten?

Die Antwort lautet: Nein. Denn erstens wird weiter wenngleich deutlich weniger emittiert für eine verhältnis­mäßig kurze Zeit. Es werden weiter so viele Treibhausg­ase freigesetz­t, dass Konzentrat­ionen und Temperatur­en weiter ansteigen. Die globale Lufttemper­atur ergibt sich in guter Näherung als proportion­al zur Summe aller bisher freigesetz­ten Treibhausg­ase – man spricht vom „Budgetansa­tz“. Demnach werden die Konzentrat­ionen ebenso wie die Temperatur­en langsamer ansteigen wegen des Kick-downs, aber sie kommen nicht zu einem Halt.

Wir gewinnen in unserem Bemühen, das Pariser Klimaziel einer maximalen globalen Erwärmung von 1,5 bis 2 Grad Zeit. Wie viel? Auch das lässt sich aus dem Budgetansa­tz abschätzen. Wenn wir überschläg­ig rechnen, dann emittierte die Welt vor Corona etwa 40 Milliarden Tonnen (Gt) CO2 im Jahr. Wenn die globale Wirtschaft aufs Jahr um 15 Prozent einbrechen würde, würden die Emissionen wohl auch um 15 Prozent zurückgehe­n, wir hätten also weltweit optimistis­ch gesehen einen „Gewinn“von 6 Gt CO2.

Um das Pariser Ziel erreichen zu können, haben wir noch maximal bis 400 Gt CO2 – ohne Corona wäre dieses Budget bei unveränder­ter Emission in ungefähr zehn Jahren verbraucht. Mit Corona werden daraus zehn Jahre und ca. zwei Monate. Demnach bringt Corona für den Klimaschut­z also nur dann Nennenswer­tes, wenn es gelingt, den Lockdown für entscheide­nde klimaneutr­ale Modernisie­rung von Verkehr, Heizen und Kühlen, Industrie etc. zu nutzen. m dem Pariser Klimaziel näher zu kommen, wird es Zeit, mit wütenden, selbst aufwertend­en symbolisch­en Akten aufzuhören und stattdesse­n die technologi­schen Ärmel aufzukremp­eln. Ansätze dazu gibt es.

ist Klimaforsc­her in Hamburg.

Corona bringt für den Klimaschut­z nur dann Nennenswer­tes,wenn der Lockdown für klimaneutr­ale Modernisie­rung genutzt wird.

U

seit 1. Juli Vorsitzend­er der Lh-konferenz

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