Krempelt technologisch endlich die Ärmel auf!
In den Zeiten des Corona-lockdowns ist in vielen hoch entwickelten Ländern der Einsatz von Energie zurückgegangen; der Verkehr ist weniger geworden, der Flugverkehr praktisch zum Erliegen gekommen. Der Ausstoß von Treibhausgasen hat erheblich abgenommen. Senkt das deren Konzentration in der Atmosphäre, bringt es den globalen Temperaturanstieg zum Halten?
Die Antwort lautet: Nein. Denn erstens wird weiter wenngleich deutlich weniger emittiert für eine verhältnismäßig kurze Zeit. Es werden weiter so viele Treibhausgase freigesetzt, dass Konzentrationen und Temperaturen weiter ansteigen. Die globale Lufttemperatur ergibt sich in guter Näherung als proportional zur Summe aller bisher freigesetzten Treibhausgase – man spricht vom „Budgetansatz“. Demnach werden die Konzentrationen ebenso wie die Temperaturen langsamer ansteigen wegen des Kick-downs, aber sie kommen nicht zu einem Halt.
Wir gewinnen in unserem Bemühen, das Pariser Klimaziel einer maximalen globalen Erwärmung von 1,5 bis 2 Grad Zeit. Wie viel? Auch das lässt sich aus dem Budgetansatz abschätzen. Wenn wir überschlägig rechnen, dann emittierte die Welt vor Corona etwa 40 Milliarden Tonnen (Gt) CO2 im Jahr. Wenn die globale Wirtschaft aufs Jahr um 15 Prozent einbrechen würde, würden die Emissionen wohl auch um 15 Prozent zurückgehen, wir hätten also weltweit optimistisch gesehen einen „Gewinn“von 6 Gt CO2.
Um das Pariser Ziel erreichen zu können, haben wir noch maximal bis 400 Gt CO2 – ohne Corona wäre dieses Budget bei unveränderter Emission in ungefähr zehn Jahren verbraucht. Mit Corona werden daraus zehn Jahre und ca. zwei Monate. Demnach bringt Corona für den Klimaschutz also nur dann Nennenswertes, wenn es gelingt, den Lockdown für entscheidende klimaneutrale Modernisierung von Verkehr, Heizen und Kühlen, Industrie etc. zu nutzen. m dem Pariser Klimaziel näher zu kommen, wird es Zeit, mit wütenden, selbst aufwertenden symbolischen Akten aufzuhören und stattdessen die technologischen Ärmel aufzukrempeln. Ansätze dazu gibt es.
ist Klimaforscher in Hamburg.
Corona bringt für den Klimaschutz nur dann Nennenswertes,wenn der Lockdown für klimaneutrale Modernisierung genutzt wird.
U
seit 1. Juli Vorsitzender der Lh-konferenz