Kleine Zeitung Steiermark

Spielberg als Rettungsan­ker

- Von Karin Sturm und Gerhard Hofstädter

Die Coronakris­e ist eine Finanzkris­e. Und trifft auch die Formel 1. Ohne Rennen gibt es keine Einnahmen. Wie überleben dann die Teams überhaupt, vor allem die kleinen?

Die „Formel 1 AG“lebt von zwei ganz existenzie­llen Einnahmequ­ellen. Zum einen der Antrittsge­bühr, die jeder Veranstalt­er dem Formel-1managemen­t überweisen muss. Im Schnitt sind es 30 Millionen Euro, manche zahlen mehr, manche weniger. Von diesem Geld bekommt jedes Team seinen Anteil. Weil schon sieben Rennen abgesagt oder verschoben wurden, fehlen damit schon einmal rund 200 Millionen Euro in der Kasse. Und auch jetzt wird nicht viel bezahlt, weil die Veranstalt­er ja keine Zuschauere­innahmen haben.

Eine weitere große Einnahmequ­elle sind die Tv-gelder. Es wird kaum ein Sender den vollen Jahresbetr­ag bezahlen, wenn nicht genügend Rennen ausgetrage­n werden. Ähnliches gilt für die Sponsoren, die um jede Tv-minute feilschen. Dazu fehlen die Einnahmen aus dem Paddock-club. Da werden sündteure Karten (3000 bis 5000 Euro pro Person) angeboten. Und diese Karten sind trotz der Kosten die ersten Kontingent­e, die zumeist ausverkauf­t sind. Zum Re-start bleiben einige Fragen offen:

Welche Teams sind durch die Coronakris­e akut gefährdet?

ANTWORT: Mit großen finanziell­en Sorgen machte Mclaren Schlagzeil­en. Der Mutterkonz­ern musste 1200 Stellen streichen, darunter auch im Formel1-Team. Kurz drohte sogar die Insolvenz. Erst ein Kredit in Höhe von 165 Millionen Euro durch die Nationalba­nk von Bahrain verhindert­e das Schlimmste. Darüber hinaus mussten Mitarbeite­r Gehaltsein­bußen hinnehmen. Gestoppt werden mussten einige Zukunftsun­d Entwicklun­gsprojekte. Auch Alfa-romeo geriet ins Wanken. „Es ist die schlimmste Krise, die ich erlebt habe“, sagte Teamchef Frédéric Vasseur. „Es war und ist schwierig, alle Mitarbeite­r zu beschäftig­en. Da macht auch die Budget-obergrenze keinen Unterschie­d, weil wir ohnehin immer darunter gelegen sind.“

Wie viele Rennen müssten gefahren werden, damit die Formel 1 mit einem blauen Auge aus der Krise kommt?

ANTWORT: Die Mehrheit spricht von 15 Rennen. Es ist der verzweifel­te Versuch von Liberty Media, diese Anzahl irgendwie durchzubri­ngen. Damit wenigstens die Gelder aus den Tv-verträgen komplett ausbezahlt werden. Die Verluste werden dennoch groß genug sein. Man rechnet, grob geschätzt, mit rund 30 Prozent. Die großen Teams wie Mercedes, Ferrari oder Red Bull trifft das natürlich viel weniger als die kleinen und mittleren.

Ist ein Team schon völlig am Ende?

ANTWORT: Nein, noch nicht ganz. Nur Williams, seit Jahren schon in wirtschaft­lichen Schwierigk­eiten, steht nach dem Rückzug eines Sponsors

seit Wochen zum Verkauf. Eine genaue Summe wurde noch nicht genannt. Man munkelt aber von rund 150 Millionen Euro.

Wie viel erspart sich die Formel 1 durch die Verschiebu­ng des neuen Reglements auf 2022?

ANTWORT: Die Verschiebu­ng des neuen Reglements auf 2022, um erst einmal Entwicklun­gskosten zu sparen, und die Budgetdeck­elung auf 145 Millionen Dollar für 2021 sollen helfen, die Folgen der Krise in Grenzen zu halten und Teampleite­n zu verhindern. Formel-1-sportchef Ross Brawn ist davon überzeugt, dass die Einführung eines Kostendeck­els unerlässli­ch war, um das Überleben der Königsklas­se zu sichern – nicht nur mit Blick auf die Kleinen:

„Ohne diese Obergrenze wären die Autoherste­ller gegangen“, ist der Engländer überzeugt.

Welche kostensenk­enden Maßnahmen wurden noch getroffen, um auch die Hersteller in der Formel 1 zu halten?

ANTWORT: Die 145 Millionen Dollar von 2021 werden dann schrittwei­se noch weiter gesenkt, auf 140 Millionen im Jahr 2022 und auf 135 im Jahr darauf. Vor Jahren angedacht war einmal eine Obergrenze von 175 Millionen, „aber das war vor dem Hintergrun­d der Coronakata­strophe einfach zu viel. Diese Krise hat uns die Möglichkei­t geschenkt, den Budgetdeck­el auf jenem Niveau anzusiedel­n, das wir immer wollten“, sagt Brawn. „Mit dem Deschon

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GEPA Es gibt wieder etwas Licht am Ende des Tunnels. Spielberg macht’s möglich

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